Museen öffnen, schließen, etc.
: Ein unbezahlbares Projekt

■ Ab in die Wüste: Der Berlinischen Galerie droht die Räumung

Ein Traum wird wahr: Spätestens 1999 erhält Berlin sein „Grand Palais“ nach Art des Pariser Vorbilds. Dann nämlich soll der für 20 Millionen Mark umgebaute Martin-Gropius-Bau mit der Ausstellung „Einigkeit und Recht und Freiheit“ feierlich zum 50. Jubiläum der Gründung der Bundesrepublik wiedereröffnet werden. Darüber mögen sich Helmut Kohl und all jene Bundestagsabgeordneten freuen, die bis dahin tatsächlich nach Berlin umgezogen sind. Für die Berliner Kulturlandschaft hat das ganze allerdings einen Schönheitsfehler: Die bisher im Martin-Gropius-Bau angesiedelte Berlinische Galerie wird das Gebäude schon Anfang Januar nächsten Jahres verlassen müssen.

Ein neuer Standort für das Landesmuseum mit seiner umfangreichen Sammlung Berliner Kunst nach 1945 existiert bisher jedoch nur als Plan, und der ist zudem eher vage. Zwar wurde das ehemalige Postfuhramt an der Oranienburger Straße schon 1994 als künftiger Sitz der Berlinischen Galerie ausgewählt, doch die Renovierungskosten sollen bei 200 Millionen Mark liegen – doppelt soviel wie der Umbau des Hamburger Bahnhofs. Ein unbezahlbares Projekt.

Daß man in Berlins Kultursenat nicht allzu viel von so niederer Wirtschaftsmathematik wie Addition, Subtraktion und Kostenkalkulation versteht, ist nicht neu. Immerhin wird seit bald einem Jahr über die mit den Haushaltskürzungen einhergehende mögliche Schließung von Kulturhäusern und Institutionen debattiert. Im Fall der Berlinischen Galerie hat das Prozedere allerdings eine neue Qualität: Jörn Merkert wurde als Direktor des Hauses erst vor einer Woche über die bevorstehende Räumung informiert, der Beschluß tags darauf von Kultursenator Radunski nachträglich bestätigt.

Offenbar hat man gar kein Interesse am Fortbestand der Sammlung, zu der neben dem Hannah-Höch- und Raoul- Haussmann-Archiv auch zahlreiche Arbeiten von Ostberliner Künstlern gehören, die nach der Wiedervereinigung angekauft wurden. Ein bißchen erinnert der Fall an die Schließung der Kunsthalle vor zwei Jahren, als man aus Kostengründen die städtische Einrichtung an der Budapester Straße abwickelte. Seltsam nur, daß ausgerechnet für eine Galerie kein Platz mehr ist, die doch den Bestand an Berliner Kunst sichern soll. Harald Fricke