Iraner wegen Mord an Oppositioneller verurteilt

■ Parallelen zum Berliner „Mykonos“-Prozeß: Auch beim Mordanschlag in Istanbul soll der Geheimdienst der Islamischen Republik seine Finger im Spiel haben

Istanbul (taz) – Die siebte Strafkammer in Istanbul hat am Freitag abend den Iraner Reza Barzeger Massoumi wegen Mordes zu einer Haftstrafe von 33 Jahren verurteilt. Massoumi war an der Ermordung von Zahra Radschabi am 20. Februar 1996 beteiligt. Die 37jährige Radschabi, auf die bereits 1992 in Deutschland ein Anschlag verübt worden war, war eine hochrangige Exilpolitikerin des „Nationalen Widerstandsrats Iran“, eines von den Volksmudschaheddin dominierten Oppositionsbündnisses. Zusammen mit ihrem Leibwächter fiel sie in Istanbul einem Mordkommando zum Opfer.

Wie im Berliner „Mykonos“- Prozeß stand vor dem Istanbuler Gericht die Verwicklung des iranischen Staates in Terrorakte auf der Tagesordnung. Immer wieder versuchte der iranische Staat auf diplomatischem Weg Einfluß auf den Prozeß zu nehmen. Der verurteilte Massoumi hatte im Laufe des Prozesses die Islamische Republik schwer belastet: „Ich habe an der Operation nicht aus freiem Willen teilgenommen. Das war ein Komplott des iranischen Geheimdienstes. Ich bin kein Agent. Ich bin kein Professioneller.“ Der Mitangeklagte Abdülhamit Celik wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

Die während des Prozesses zusammengetragenen Beweise und Indizien deuten auf eine unmittelbare Verwicklung des iranischen Staates in den Mord hin. Mehrere iranische Diplomaten, unter anderen ein Botschaftsattaché und der stellvertretende Konsul in Istanbul, waren im April vergangenen Jahres zu Personae non gratae erklärt worden und mußten die Türkei verlassen.

Mehrere hunderttausend Iraner, oftmals ohne Aufenthaltsgenehmigung, halten sich in der Türkei auf. Angehörige von Oppositionsgruppen werden auch im Ausland zu Zielscheiben des Teheraner Regimes. 1992 war das Mitglied der Volksmudschaheddin, Ali Akbar Ghorbani, in der Türkei ermordet worden. Nach Angaben des Nationalen Widerstandsrats Iran stehen weltweit 3.000 Menschen auf den „schwarzen Listen der religiösen Diktatur“. Ömer Erzeren