Streit um den Rinderwahn-Kopf

■ Neuer Fall der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit bei einer 41jährigen in Nordfriesland durch BSE? Herkunft der Rinderwahn-Kuh Cindy klärt sich nur langsam. Rheinland-Pfalz will Galloways loswerden

Berlin (AP/dpa/AFP) – Eine 41jährige Frau aus Schleswig-Holstein ist möglicherweise an den Folgen der seltenen Creutzfeldt- Jakob-Krankheit (CJK) gestorben – und zwar an der seit BSE in Großbritannien aufgetretenen neuen Variante. Das schleswig- holsteinische Gesundheitsministerium bestätigte am Samstag den Verdacht – darauf deute der Krankheitsverlauf hin. Der laut der heutigen Berliner B.Z. führende deutsche CJK-Experte, Professor Hans Kretschmar, sagte hingegen: „Die neue Variante kann nur durch Untersuchungen des Gehirns identifiziert werden. Die Leiche wurde aber gar nicht obduziert.“

Die gestorbene Frau aus dem Raum Niebüll wurde am Samstag nach der Trauerfeier zur Einäscherung nach Flensburg überführt. Eventuell wird eine Obduktion angeordnet, so das Ministerium. Bundesweit waren zwischen 1979 bis 1994 insgesamt 501 tödliche CJK-Erkrankungen registriert worden. Bei den von August 1994 bis Juli 1996 gezählten rund 95 Fällen waren sieben Patienten jünger als 50 und zwei jünger als 40 Jahre.

Der Streit um die Herkunft der in Höxter an BSE gestorbenen Galloway-Kuh Cindy geht unterdessen weiter: Die Kreisveterinärin vor Ort konnte laut Spiegel am Ohr des an BSE verendeten Tieres keine Tätowierung finden, wie sie für britische Rinder charakteristisch wäre. Das deutet darauf hin, daß Cindy in Deutschland geboren wurde, wie schon die Papiere der Züchter belegten. Das Bundeslandwirtschaftsministerium sieht jedoch letzte Klarheit nur durch eine gentechnische Untersuchung. Laut den Zuchtverbänden hat Cindy nämlich nur eine Herdenmarke, aber keine amtliche Ohrenmarke getragen. Bei der Genuntersuchung wird festgestellt, ob Cindy die Tochter der englischen Mutter Camelia und des deutschen Vaters Novum ist.

Erste Behörden versuchen unterdessen, den finanziellen Schaden geschickt zu begrenzen. Laut der Illustrierten Neue Reveu hat die Kreisverwaltung des Westerwaldkreises in Montabaur einem Viehzüchter nahegelegt, BSE-verdächtige Galloway-Rinder nicht in Rheinland-Pfalz töten und verbrennen, sondern im benachbarten Hessen normal schlachten zu lassen. Viehzüchter Heinz M. (51) hatte den Antrag gestellt, seine 198 Galloway-Rinder vorsorglich zu töten. Der zuständige Veterinär der Kreisverwaltung Montabaur dazu: „Wir haben den Bauern auf die Möglichkeit des Schlachtens in Hessen hingewiesen, weil dies letztlich eine Kostenfrage für das Land Rheinland-Pfalz ist.“ Das Land müßte für jedes getötete Rind einen Ausfall zahlen, etwa 15 Mark pro Kilo.