Viel Spekulation

■ Eine Obduktion soll den Verdacht auf Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung klären

Eine Obduktion soll Klarheit über den Verdacht bringen, ob eine 41jährige Frau aus dem Kreis Nordfriesland ein Opfer der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD) geworden ist. Die Frau, die in der Uni-Klinik in Kiel behandelt worden war, verstarb in der vorigen Woche (taz berichtete). „Erst nach der Obduktion ist eine endgültige Aussage über die Todesursache möglich“, betonte Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin Heide Moser (SPD) gestern in Kiel auf einer Pressekonferenz.

Die pathologischen Untersuchungen könnten allerdings mehrere Wochen dauern. Sie werden von der Universität Kiel und Prof. Hans Kretzschmar vom Institut für Neuropatholgie der Universität Göttingen durchgeführt.

Nach Mosers Angaben haben die Angehörigen der Verstorbenen nach anfänglicher Weigerung jetzt der Obduktion zugestimmt. Sie hätten auch ihr Einverständnis gegeben, daß die Öffentlichkeit über die Ergebnisse informiert wird. Sie appellierte zusammen mit dem nordfriesischen Landrat Olaf Bastian (CDU) „eindringlich, die Familie in Ruhe trauern zu lassen und den Experten die Zeit zu geben, die sie für eine gründliche Untersuchung brauchen“.

Die Ministerin warnte zugleich vor voreiligen Spekulationen: „Bisher gibt es keinen Arzt, der diese Krankheit festgestellt hat“. Es habe lediglich Anhaltspunkte gegeben, so daß „die Ärzte eine Obduktion für richtig halten“. Es habe auch keine Hinweise gegeben, daß es sich um einen neuen Typ der CJD-Erkrankung handle.Weitere Einzelheiten teilte Moser nicht mit. So könne sie auch das Gerücht weder bestätigen noch dementieren, daß die gestorbene Frau drei Jahre in England gearbeitet habe.

Wissenschaftler bringen die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit mit der Rinderseuche BSE in Verbindung. Erkrankungen sind seit dem 1. Juli 1994 beim Robert-Koch-Institut in Berlin meldepflichtig. Der Fall der 41jährigen aus Nordfriesland sei dem Institut bislang nicht gemeldet worden. Das sei jedoch nicht verwunderlich, da die Diagnose wegen des nicht bekannten Erregers aufwendig sei, erklärte gestern RKI-Sprecher Edgar Muschketat.

Seit 1994 hat es in der Bundesrepublik insgesamt 206 diagnostizierte Fälle der klassischen Creutzfeldt- Jakob-Krankheit gegeben. Ein Fall der neuartigen Hirnerkrankung, die möglicherweise auf die Rinderseuche BSE zurückzuführen ist, sei bisher noch nicht vorgekommen.

Bei dieser neuen Krankheit, die möglicherweise auf Ansteckung durch BSE-infizierte Rinder oder Rinderprodukte zurückzuführen sei, könne eigentlich nicht von CJD gesprochen werden, so Muschketat. Hier gebe es große Unterschiede zur klassischen Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, die „nach allem, was wir wissen, nicht mit BSE zusammenhängt“. Daher müßte diese neuartige Krankheit auch einen ganz neuen Namen haben. Von dieser Krankheit habe es bisher in Deutschland allerdings keinen einzigen Fall gegeben. dpa