Betr.: Wissenschaftszentrum

Alle Fraktionen wollen das Berliner Silicon Valley – irgendwie. Aber keiner weiß, wie es zu finanzieren ist. Die CDU steht bedingungslos zu dem High-Tech-Park in Adlershof. Das hat zunächst keine wissenschaftspolitischen Gründe, sondern solche der Glaubwürdigkeit des Regierenden Bürgermeisters. Eberhard Diepgen (CDU) wirbt für die integrierte Wissenschaftslandschaft, wo er steht und geht. Zuletzt jubelte Diepgen im fernen Japan das mittlerweile höchst gefährdete Projekt hoch.

Die deutlichste Gegenposition nehmen Bündnis 90/Die Grünen sowie die PDS ein. Eine „riesige Grau- und Schwarzzone“ sieht Harald Wolff, Fraktionschef der PDS, in der derzeitigen Finanzierungspraxis des Wissenschaftsparks. Die beiden Entwicklungsträger, die Adlershof-Aufbaugesellschaft (BAAG) und die Wissenschaftsstandort-Manager der Wista GmbH, arbeiteten plan- und konzeptionslos nebeneinanderher, meint Wolff. Derzeit wisse niemand, wieviel Geld genau ausgegeben werde, und vor allem: keiner weiß, wofür. Als die PDS die Geschäftsberichte der Trägergesellschaften anforderte, bekam sie nur den der BAAG – und das sind bessere Gärtner. Die für die Wissenschaftseinrichtungen zuständige Wista schickte nichts – und die PDS will sich das nicht länger gefallen lassen.

Wie die PDS zum Projekt als Ganzes steht, ist ebenso offen wie bei den Grünen. Anselm Lange, wissenschaftspolitischer Sprecher der bündnisgrünen Fraktion, hat zwar ein langes Papier zu Adlershof verfaßt. Aber die Fraktion muß erst noch zustimmen. Geht es nach Lange, so wird Adlershof abgespeckt. Das ganze Gebiet müsse zwar weiterhin Priorität genießen. Aber Lange will die Zerschneidung der Humboldt-Universität vermeiden, deren Naturwissenschaften – so die ursprüngliche Planung – komplett nach Adlershof verlegt werden sollten. Daher plädiert Lange dafür, daß die naturwissenschaftlichen Studis der HUB lediglich die letzten zwei Semester im Südosten studieren.

Die SPD „will das Konzept Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Berlin-Adlershof realisieren und befürwortet deshalb die Verlagerung naturwissenschaftlicher Fakultäten der HUB nach Adlershof“, beschloß die SPD am Wochenende – und schränkte sogleich ein: Sie erwarte gleichzeitg, daß der Senat entscheide, „welche Vorhaben nicht mehr zu realisieren sind“.