Südafrikas Inkatha zerfällt: Rücktritte aus Ärger über Buthelezi

■ Mit dem Sieg der Hardliner in der Zulu-Partei sinken die Chancen auf Frieden in der Unruheprovinz Natal

Johannesburg (taz) – Südafrikas Inkatha-Freiheitspartei (IFP) unter dem Innenminister und Zulu-Führer Mangosuthu Buthelezi ist in eine tiefe Krise gerutscht. Auf einem Treffen des Parteivorstandes am Wochenende hinter verschlossenen Türen erklärte der Ministerpräsident der von Inkatha regierten Provinz KwaZulu/Natal, Frank Mdlalose, zu Ende Februar seinen Rücktritt als Regierungschef und als Vorsitzender der IFP. Offiziell gab Mdlalose gesundheitliche Gründe an, Hintergrund sind jedoch Differenzen mit Buthelezi.

Neben Mdlalose reichten noch andere prominente Parteimitglieder, darunter Generalsekretär Ziba Jiyane, auf dem Vorstandstreffen ihren Rücktritt ein. Zwar wurde gestern versucht, die Krise herunterzukochen. Parteisprecher Ed Tillet sagte der taz, Jiyane werde lediglich nach dem Ablauf seiner regulären Amtszeit im kommenden Juli nicht mehr zur Wiederwahl zur Verfügung stehen. Dessen Karriere in der IFP ist damit aber auf jeden Fall beendet.

Sowohl Mdlalose als auch Jiyane sind dem gemäßigten Flügel der Inkatha zuzurechnen; beide versuchten, die Krisenprovinz KwaZulu/Natal zu befrieden. Mdlalose regierte seit Südafrikas ersten demokratischen Wahlen im April 1994 zunächst in einer großen Koalition mit dem Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) und der Nationalen Partei (NP), seit dem Rückzug der NP aus allen Regierungen nur noch mit dem ANC. Die bürgerkriegsähnlichen Zustände in der Provinz, die seit Mitte der 80er Jahre fast 15.000 Tote gefordert hatten, haben sich seither beruhigt, obwohl in den Auseinandersetzungen zwischen ANC- und IFP-Anhängern immer noch jedes Jahr Hunderte von Menschen umkommen. Sämtliche Versuche, auf Provinzebene einen dauerhaften Frieden zu etablieren, werden von Buthelezi immer wieder unterlaufen. Obwohl er in Mandelas Kabinett sitzt, stachelt er auf Kundgebungen in KwaZulu/ Natal seine Anhängerschaft immer wieder zur Polarisierung gegenüber dem ANC auf.

Einen Vorschlag des ANC, für die Gewalt in Natal eine Sonderamnestie zu erlassen, lehnte Buthelezi jüngst kategorisch ab. Mdlalose hingegen war diesem Vorstoß gegenüber offen. Auch Jiyane kann als Opfer Buthelezis gelten: Er stand dessen Versuchen zur Neustrukturierung der Partei mißtrauisch gegenüber.

Neuer Generalsekretär der Inkatha soll nun ein enger Vertrauter von Buthelezi werden: Zakhele Khumalo, stellvertretender Generalsekretär und einer der Angeklagten im Mordprozeß gegen den früheren Verteidigungsminister Magnus Malan, der im Oktober mit einem Freispruch geendet hatte.

Buthelezi indessen hat erneut bewiesen, daß er nicht gewillt ist, von seiner Macht etwas abzugeben oder eine ideologische Öffnung zuzulassen. Südafrikas erste demokratische Kommunalwahlen zeigten letztes Jahr schon, daß Inkatha auf nationaler Ebene völlig bedeutungslos ist und auch ihr Rückhalt in den eigenen Hochburgen bröckelt. Seither muß Buthelezi um den Bestand seiner Partei fürchten. Noch Sonntag abend machte der unberechenbare Parteichef klar, daß der Wahlkampf für 1999 bereits begonnen hat. Es seien „nur noch 820 Tage bis zu den Wahlen“, rief er. Bei diesen Wahlen wird es für Inkatha ums Überleben gehen. Kordula Doerfler