Der Präsident versöhnt sich mit seinen Feinden

■ Afrikanische Truppe soll Frieden in Zentralafrikanischer Republik sichern

Berlin/Bangui (taz/AFP) – Die Serie von Armeemeutereien in der Zentralafrikanischen Republik, die das Land in den vergangenen Monaten an den Rand eines Bürgerkrieges gebracht hat, ist vorerst beendet. Staatschef Ange-Félix Patassé unterzeichnete am Samstag in seinem Präsidentenpalast zusammen mit einer Gruppe von internationalen Vermittlern ein Abkommen zur „friedlichen und dauerhaften Lösung aller Probleme“. Eine 500 Soldaten starke Friedenstruppe aus fünf afrikanischen Ländern soll die Einhaltung des Abkommens überwachen. Die Meuterer unter Führung von Anicet Saulet hatten ihren Aufstand offiziell schon am Freitag für beendet erklärt, nachdem sie das Vorabkommen in der Residenz des Erzbischofs der Hauptstadt Bangui unterzeichnet hatten.

Die Armeerebellionen hatten im vergangenen April mit Protesten einzelner Truppenteile gegen die Nichtzahlung von Sold begonnen, sich aber schnell zu einem bewaffneten Aufstand gegen Staatschef Patassé ausgeweitet. Ihm warfen die Meuterer Tribalismus und Korruption vor, aber ihr Aufstand hatte noch andere politische Hintergründe: Kern der Rebellen waren ehemalige Präsidialgardisten des früheren Diktators André Kolingba, der die Zentralafrikanische Republik zwischen 1981 und 1993 regierte und nach einer verlorenen Präsidentschaftswahl sein Amt nur widerwillig an seinen gewählten Nachfolger Patassé abgab. Die Rebellen bemächtigten sich im Laufe der Monate mehrerer Stadtteile Banguis und drängten die loyale Armee in die Defensive.

Da die Zentralafrikanische Republik als zweitgrößtes Truppenstationierungsland Frankreichs in Afrika und dazu als Nachbar Zaires strategische Bedeutung hat, bemühte sich Frankreich um eine Lösung der Krise. Im Mai wie auch im November wurden auf französische Vermittlung hin Abkommen geschlossen, die beide Male von den Rebellen gebrochen wurden. Auf einem französisch-afrikanischen Staatengipfel im Dezember wurde dann ein internationales Vermittlerteam unter Leitung des Expräsidenten von Mali, Amadou Toumani Touré, gebildet. Es arbeitete ein Vorabkommen zur „Nationalen Versöhnung“ aus, das den Kern des jetzt geschlossenen Friedensabkommens bildet. Der endgültige Friedensschluß wurde durch eine französische Militärintervention gegen die Rebellen am 5. Januar erleichtert, bei der zwischen zehn und dreißig Menschen ums Leben kamen und die Meuterer mehrere Stellungen räumen mußten.

Der neue Vertrag sieht vor, daß Präsident Patassé die Macht mit seinen Gegnern teilen muß. Eine neue „Regierung der Nationalen Einheit“ soll entstehen, eine Amnestie wird verkündet – nicht nur für die Meuterer, sondern auch für alle ehemaligen Funktionäre der Kolingba-Diktatur, von denen etliche eigentlich wegen Korruption vor Gericht gestellt werden sollten. Die Rebellen behalten ihre Waffen und ihre Stellungen „bis zur Stationierung der afrikanischen Eingreiftruppe“, wie der Präsident des Tschad, Idriss Déby, sagte.

Die Eingreiftruppe wird von Burkina Faso, Gabun, Mali, Senegal und dem Tschad gestellt. Ihre genaue Rolle ist nicht definiert. Aber ihre Aufgabe wird nicht einfach sein, wie der letzte bewaffnete Zwischenfall der Meuterei zeigt: In der Nacht zum vergangenen Mittwoch geriet eine Patrouille von Patassés Präsidialgarde in Bangui aus einer Villa heraus unter Beschuß. Bewohner der Villa war zufällig Expräsident Kolingba. Französische Soldaten mußten anrücken, um die Residenz des Exdiktators zu umstellen und neues Blutvergießen zu vermeiden. D. J.