Planer bringen Transrapid zur Strecke

■ Landesplanungsgruppe Berlin/Brandenburg votiert im Transrapid-Raumordnungsverfahren aus ökologischen Gründen für die längere Nordtrasse. Planungsgesellschaft und Klemann wollen Südtrasse

Der Transrapid rast in neue Probleme. Nach den Schwierigkeiten mit der Finanzierung des gesamten Projekts ist nun auch die Frage der Streckenführung zwischen Berlin und Hamburg wieder umstritten. Denn das Raumordnungsverfahren (ROV) der gemeinsamen Landesplanungsgruppe Berlin/Brandenburg wird nach internen Angaben der nördlichen Streckenführung entlang der Autobahn Berlin-Hamburg über Parchim den Vorzug geben – und widerspricht damit den Plänen der Transrapid-Planungsgesellschaft MPG und Verkehrssenator Jürgen Klemann (CDU), die sich vehement für die südliche Variante eingesetzt haben.

Die Landesplanungsgruppe Berlin/Brandenburg untersucht mit dem Raumordnungsverfahren Bedeutung und mögliche Beeinträchtigung des Projekts für die Region. Eigentlich sollte das ROV am 25. Januar vorliegen, doch das offizielle Ergebnis wird wegen der erneuten Auslegung der Unterlagen aufgrund eines Formfehlers nun erst Anfang März erwartet.

Die Planer begründen ihre Ablehnung der MPG-Planungen mit ökologischen Nachteilen der Südtrasse: Dort würden nach MPG- Planung die Städte Nauen und Neustadt alle siebeneinhalb Minuten von einem Transrapid durchrauscht, und beim Bau der Trasse würde mehr unberührte Natur durchschnitten. Bei fast allen Belangen böte die Nordtrasse gegenüber der Südtrasse Vorteile, heißt es: Beim Landschaftsschutz, beim Naturschutz, bei der Beeinträchtigung der Bevölkerung und der Störung von Vogelschutzgebieten erwarten die Planer im Süden größere Probleme als im Norden.

Dieses Urteil der Landesplaner wirbelt die bisherigen Planungen für die Magnetschwebebahn durcheinander. Denn bereits im Mai 1996 hatte die MPG ihre Routenplanung vorgestellt und deutlich die kürzere Südtrasse als „Präferenztrasse“ angegeben. Der Sprecher der MPG, Peter Jablonski, sagte gestern, bei den Berechnungen der MPG schneide die Nordtrasse bei der Umweltverträglichkeit und der Wirtschaftlichkeit schlechter ab als die Südroute. Da die Nordtrasse länger sei, würde deren Bau teurer, eine längere Fahrzeit wegen der zusätzlichen acht Kilometer sei aber möglicherweise auszugleichen. Jablonski erklärte, er gehe „davon aus, daß wir unsere Trassenführung durchkriegen“.

Das ist möglich, weil das Ergebnis eines Raumordnungsverfahrens rechtlich nicht bindend ist. Berlin und Brandenburg könnten sich also trotz des Votums der Planer zugunsten der Nordstrecke für eine Routenführung im Süden entscheiden. Für diese Streckenführung plädiert Verkehrssenator Klemann mit dem Zeitargument: Die längere Strecke bedeute eine Verzögerung um sechs bis acht Minuten. Die ökologischen Bedenken hält Klemann für nachrangig: „Natürlich ist der Bau in unberührter Landschaft ein Eingriff, aber mann kann nicht über alles die Käseglocke hängen.“ Bernhard Pötter