Das Portrait
: Der neue Präsident Tschetscheniens

■ Aslan Maschadow

„Offiziere wie Aslan Alijewitsch Maschadow gab es in der gesamten Sowjetarmee höchstens fünf, im Baltischen Stab keinen außer ihm“, pries Oberstleutnant Sawadski seinen ehemaligen Vorgesetzten bei der Artillerie im litauischen Wilnius. Maschadow verkörperte den idealen Führungsoffizier. Streng und diszipliniert, gerecht und menschlich. Sein militärisches Können stellte er im Tschetschenienkrieg unter Beweis. Er zwang den zahlenmäßig weit überlegenen Gegner in die Defensive. Maschadow wurde 1951 in Kasachstan geboren, wohin Stalin das Volk der Tschetschenen 1944 deportieren ließ. 1957 kehrte er mit seiner Familie in die Heimat nach Sebir-Jurt im Oberen Terek- Gebiet zurück. Er gehört noch zu jener Generation, die die Erniedrigung durch die Russen nicht erst im letzten Kriegsgang erfahren hat. 1969 besuchte er in Tiflis die Höhere Artillerieschule, 1981 absolvierte er die Kalinin-Militärakademie in Leningrad. Mit dem Ende der UdSSR schied er aus deren Militärdienst aus und übernahm die Führung der tschetschenischen Truppen im Range eines Divisionsgenerals.

Der kleinwüchsige General zeigt in der Öffentlichkeit selten Emotionen, er wirkt immer ruhig und besonnen, bei seinen Gesprächspartnern hinterläßt er gewöhnlich einen „nachhaltigen Eindruck“ und straft jene Propaganda Lügen, die die Tschetschenen zu ungehobelten Barbaren stempelt.

Maschadows Verhandlungsgeschick und Abgeklärtheit waren es, die ihn auch als Chefunterhändler mit dem Kreml unentbehrlich machten. Nicht zuletzt erlangte er gerade dadurch Popularität. Er konnte zu Recht von sich sagen, daß er in den zurückliegenden zwei Jahren so oft im Fernsehen gewesen sei, daß er es nicht mehr nötig habe, Wahlkampf zu betreiben. Als wesentlichste Aufgabe im neuen Amt nannte er vor dem Urnengang, eine tiefere Spaltung des tschetschenischen Volkes zu verhindern. Gerade seine mäßigende Rolle hat ihm den Zuspruch der Wählerschaft eingebracht. Auch für die Opposition im Norden der Kaukasusrepublik war er wählbar. In seinem Haus in Perwomaisk sagte er gegenüber der taz: „Eine Jagd auf Volksfeinde lasse ich nicht zu.“ Auch Moskau wird erleichtert sein. Maschadow gilt als Wunschkandidat des Kremls, wo man sich noch vergebliche Hoffnungen macht, Tschetschenien an Rußland binden zu können. Klaus-Helge Donath