Klarer Sieg für Aslan Maschadow

Chef der Streitkräfte gewinnt Präsidentenwahlen in Tschetschenien bereits im ersten Durchgang. Russische Regierung begrüßt das Ergebnis und hofft auf Zusammenarbeit  ■ Aus Moskau Klaus-Helge Donath

„Die Regierung wird nach Wegen suchen, um mit jedem Sieger zusammenzuarbeiten“, meinte ein Sprecher der russischen Regierung nach den Präsidentschaftswahlen in Tschetschenien. Einzige Voraussetzung sei, am demokratischen Charakter der Wahlen dürften keine Zweifel aufkommen. Auch der rekonvaleszierende Präsident Boris Jelzin ließ durch seinen Presseobmann vermelden, er sehe in dem Ergebnis eine „Chance zu produktiven Gesprächen“.

Die Präsidentschaftswahlen sind trotz Befürchtungen glatt und ohne Reglementverletzung über die Bühne gegangen. Mit knapp 60 Prozent der Stimmen wählten die Tschetschenen Aslan Maschadow, den Oberkommandierenden der Streitkräfte, gleich im ersten Wahlgang zum neuen Republikchef.

Auf Platz 2 landete Schamil Basajew, der 1995 durch die Besetzung eines Krankenhauses die Russen an den Verhandlungstisch zwang und einen kurzfristigen Waffenstillstand erwirken konnte. Basajew vertritt einen radikaleren Kurs im Umgang mit den russischen Nachbarn. Überdies gedachte er, auch dem Islam in der Kaukasusrepublik eine dominierende Stellung einzuräumen. Rund 30 Prozent der Wähler entschieden sich für den Mann, dessen Anhänger sich vornehmlich aus der Jugend und Kreisen der Widerstandskämpfer rekrutieren.

Das offizielle Moskau reagierte zunächst erleichtert. Auch Abgeordnete der verschiedenen Fraktionen der Staatsduma begrüßten den Wahlausgang. Der Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschusses des Parlaments und Mitglied der liberalen Fraktion Jabloko, Vladimir Lukin, kommentierte vorsichtig, Maschadow verstehe, worum es geht. „Das bedeutet jedoch nicht, daß seine Position sich von der anderer tschetschenischer Politiker unterscheidet.“ Maschadow hat im Wahlkampf auf der völligen Souveränität Itschkerias bestanden. In Moskau gibt man sich dennoch der Hoffnung hin, Tschetschenien noch umstimmen zu könnnen. Endgültig soll die Frage 2001 geklärt werden.

Während sich Kommunistenchef Gennadi Sjuganow zufrieden zeigte, zweifelten notorische Stänkerer seiner Fraktion, wie Altputschist Anatoli Lukjanow, die Gültigkeit des Wahlganges an. Da außerhalb der Republikgrenzen Flüchtlinge nicht teilnehmen konnten, hält er die gesamte Wahl für illegitim. Den Vogel schoß Chauvinistenboß Schirinowski ab: „Besser wär's, wenn Basajew Präsident geworden wäre. Die Selbstzerstörung Tschetscheniens würde dann schneller vonstatten gehen.“ Altpräsident Selimchan Jandarbiew gestand seine Niederlage ein und trat Gerüchten entgegen, die Kandidaten seien verfeindet. Ganz unbegründet sind derlei Vermutungen nicht. Jandarbiew hatte, für den Fall eines zweiten Durchgangs, seinen Parteigängern die Wahl Basajews nahegelegt. Dessen Anhänger befürchten, Maschadow werde sich vom Kreml weichklopfen lassen. Die entscheidende Schlacht steht dem designierten Präsidenten noch bevor.