Nächtigen und spielen beim Multi

■ Die größte Spielkasino- und Luxushotelkette der Welt soll entstehen: Der US-Riese Hilton will ITT samt Sheraton für 10,5 Milliarden Dollar schlucken. Die Aktionäre machen einen goldenen Schnitt

Berlin/New York (taz/AFP/rtr) Gegenüber den Managerinnen nebst Gatten kehren Hilton wie Sheraton in ihren feinen Herbergen das Gediegene heraus. Hinter den Kulissen freilich wird weniger mit Samthandschuhen gearbeitet. Mit der Übernahme der Konkurrenz Sheraton will sich der Hilton- Konzern nämlich zur weltgrößten Kette von Luxushotels und Kasinos aufschwingen.

Die Hilton Hotel Corp. gab am Montag ein Kaufangebot im Umfang von 10,5 Milliarden Dollar (etwa 17 Milliarden Mark) für die ITT Corp. ab, der neben den Sheraton-Hotels noch der Madison Square Garden in New York, zahlreiche Kasinos und Entertainmentbetriebe sowie Sportvereine in den USA gehören – insgesamt 415 Hotels mit 130.000 Zimmern, dazu 14 Spielhöllen. Der Aufkäufer führt allein in den USA 240 Hotels mit 100.000 Zimmern und 16 Glücksspielstätten ins Feld. In weiteren 48 Ländern gehören noch einmal 160 Hilton-Hotels dazu, darunter 8 in Deutschland.

Eigentlich will Hilton freundlich einkaufen: 55 Dollar pro ITT-Aktie sind geboten, bei einem vorgestrigen Kurs von 42 Dollar. Ein Teil der Summe wird cash gezahlt. Vier Milliarden Dollar Schulden von ITT übernimmt Hilton. Die restliche Hälfte der 10,5 Milliarden können ITT-Aktionäre in Hilton- Aktien eintauschen.

Die überraschte ITT-Führung wurde durch einen Anruf von dem Angebot informiert. Hilton-Chef Stephen Bollenbach sagte, bislang habe ITT noch keine Gesprächsbereitschaft gezeigt. Zur Not werde man auch eine unfreundliche Übernahme durchsetzen.

Bei Hilton wurde der Taschenrechner ausführlich bemüht: Ein Zusammenschluß mit ITT könnte 100 Millionen Dollar sparen, meint der Konzern. Und ITT könnte in Las Vegas und Atlantic City südlich von New York teilweise auf die 3 Milliarden Dollar teure Modernisierung seiner dortigen Hotels und Kasinos verzichten.

Einige der „strategisch nicht wichtigen Beteiligungen“ von ITT sollen abgestoßen werden, so Bollenbach. Als Beispiele nannte er das Basketball-Team New York Knicks und die Eishockey-Kämpen von den New York Rangers. Der Ertrag der ITT-Aktionäre sei bisher enttäuschend, sorgte sich Bollenbach.

Den Anteilseignern des Rivalen hat er mit seiner 17-Milliarden- Mark-Aktion allerdings schon jetzt geholfen: Der Kurs der ITT- Aktien schnellte nach Bekanntgabe des Angebots auf 58 Dollar – es könnte ja sein, daß Bollenbach bei seinem großzügigen Angebot noch nachlegen muß. Denn wahrscheinlich wird die ITT-Führung sich wehren und den Aktionären eine Ablehnung des Kaufangebots empfehlen.

Das letzte Wort bei der Großfusion aber werden in jedem Fall die Kartellbehörden der USA haben. rem