Leichte Jobs für rüstige Rentner

■ Eine Rente wie Bafög – das steht heute 30jährigen bevor. Da hilft im Alter nur ein Nebenjob wie Taxifahren

Bescheiden und arbeitssam – so wird das Alter aussehen für viele der heute 30jährigen. Von 70 Prozent auf 64 Prozent des Nettolohns soll das Rentenniveau bis zum Jahre 2030 sinken – und das gilt auch nur für jene „Standardrentner“, die 45 Jahre lang Versicherungsbeiträge eingezahlt haben und mit 65 in Rente gehen. Wer macht das schon?

So sieht's aus, wenn das Niveau der Standardrente auf 64 Prozent gesenkt wird: Wer im Jahre 2030 mit 60 in Rente geht und durchschnittlich verdient hat, kommt dann beispielsweise nach einer Beitragszeit von 36 Jahren nur noch auf rund 40 Prozent des Nettolohns. Das sind – nach heutigem Wert – rund 1.160 Mark netto, also ein Betrag knapp über der Sozialhilfe. Zur Orientierung: Das Durchschnittsgehalt liegt derzeit bei rund 4.260 Mark brutto im Monat (West).

Bei so niedriger Rente werden die meisten lieber weiterackern bis 65. Wer mit 65 Jahren erst aufs Altenteil wechselt und 40 Jahre durchschnittlich verdient hat, kommt immerhin auf rund 1.580 Mark Rente netto. Dann muß aber stramm durchmalocht werden. Langzeitstudenten, die beispielsweise erst mit 30 Jahren ins Berufsleben wechseln und dann mit 65 in die Rente, kommen nur noch auf 1.462 Mark Altersruhegeld. Noch magerer sieht es aus, wenn noch vier Jahre Halbtagsjob dazwischenliegen, dann gibt es nämlich nur 1.385 Mark. Und ganz düster wird's, wenn überhaupt nicht „durchschnittlich“ verdient wurde, sondern nur 3.410 Mark brutto monatlich. Dann bekommt unser Langzeitstudent nach 35 Jahren harter Arbeit und vier Jahren Halbtagsjob ganze 1.126 Mark Rente raus. Das ist heutiges Sozialhilfeniveau, wenn man Haushaltsregelsatz, Wohnkosten und Extras zusammenrechnet.

Da heißt es beizeiten vorbauen, immer schön brav den Taxischein verlängern und die Bandscheiben durch Gymnastik fit halten. Die leichten Jobs für den rüstigen Rentner, das könnte ein neuer Teilzeitarbeitsmarkt von morgen werden. Ein Studie der Gesamthochschule Wuppertal ergab, daß sich heute schon etwa jeder zehnte Ruheständler ab und an ein paar Mark dazuverdient. Da ist die Verkäuferin im Bettengeschäft, der Berater im Reisebüro, der Aufseher in der Spielhalle. Und alle arbeiten unterhalb der Geringfügigkeitsgrenze. RentnerInnen sind die Traumhilfskräfte, vielleicht auch die SchwarzarbeiterInnen von morgen.

Wer erbt, eine knackige Betriebsrente oder eine hohe Lebensversicherung abgeschlossen hat, steht sich besser. Nur: mehr als die Hälfte erbt nichts oder zuwenig, um sich das Häuschen auf Mallorca leisten zu können. Nach der letzten Einkommens- und Verbrauchsstichprobe des Statistischen Bundesamtes verfügt knapp jeder fünfte West-Haushalt (Ost: jeder 65.) über Geldvermögen von mehr als 100.000 Mark, aber immerhin besitzt die Hälfte der West- Haushalte (Osten: 28 Prozent) ein eigenes Häuschen. BD