■ QUERBILD: Praxis Doktor Hasenbein
Großes Schneidersches Ausstattungskino, sozusagen Ben Hur vom Trödel, bietet der neue Arztroman des Spaßmachers aus da unten in Deutschland und dann rechts. Helge Schneider ist Doktor Angelika Hasenbein und auch ansonsten spielen wieder nur Wesen mit, die es im richtigen Leben nur fast gibt. Helges Dauerdamenkloß Andreas Kunze spielt aus Gewohnheit mit, diesmal als Waisenhausleiterin, und viele andere Originale geben sich wieder selbst in andern Geschlechtern oder Professionen. Es ist also alles wie immer und deswegen auch nicht mehr so richtig lustig.
Die Menschen in diesem Film benehmen sich eben ein bißchen anders, leben in einer Straße hinter einem Bahndamm, die aus einer Schnittmenge verschiedener Nachkriegsjahrzehnte gebastelt ist, und geben dem traurigen Schicksal die feste Hand der guten Laune. Das alles ist ein altes Zopfmuster in Helge-Schneider-Filmen, dem aber in diesem Fall einfach die seiteneinsteigenden Gags fehlen. Das mit einer großartigen gekünstelten Landschaft aus Accessoires zu übertünchen, hilft dem Schneider leider gar nicht.
Alleine Angelikas riesige Praxis ist ein entrücktes Kunstwerk aus Sperrmüll und Liebhabereien vergangenener Moden, in dem aber im Schneiderschen Sinne einfach nichts richtiges geschieht, was den absurden Lüstling zum fiesen Meckern brächte. Und auch ein so tolles Stück wie „Katzenklo“ findet sich nicht ein. „Fitze fatze“ ist nur ein dünner Erguß alter Großuntaten mit der deutschen Sprache. Schade, schade.
Till Briegleb
Gloria, Grindel, Hansa, Oase, Savoy
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