Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Amy und die Wildgänse USA 1996, R: Carroll Ballard, D: Anna Paquin, Jeff Daniels, Dana Delany

„Wie anhänglich Gänseküken auch einen Menschen als Mutterfigur akzeptieren, ist bekannt - allerdings muß die Pflegeperson den Kleinen auch das Fliegen beibringen und ihnen, wenn der Herbst kommt, im Zugvogelschwarm südwärts voranfliegen. Nur gut, daß die 13jährige Gänsemutter Amy im kanadischen Ontario einen Leichtbau-Flugzeugnarren als Vater hat, der ihr ein Gefährt nach Maß baut, und noch besser, daß im Kino auch unwahrscheinliche Abenteuer gelingen. Die Kinder-und-Tier-Profis Carrol Ballard (Regie) und Caleb Deschanel (Kamera) haben das alles ganz fabelhaft hingekriegt.“ (der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Antonias Welt Niederlande/Belgien/Großbritannien 1995, R: Marleen Gorris, D: Willeke van Ammelrooy, Els Dottermans

„Wirklich eine ungewöhnliche Familiensaga, die die holländische Regisseurin Marleen Gorris in ihrem jüngsten Film entworfen hat. Voll Witz und trotz aller Melancholie voll Optimismus steckt ihre generationsübergreifende, manchmal märchenhaft wirkende Chronik, die sich über 50 Jahre erstreckt. Und wie die Jahreszeiten fliegen auch die diversen Schicksale der Figuren vorbei: Menschen kommen und gehen, Leben entsteht und vergeht. Und immer geben starke Frauen, die auch ihre Schwächen haben, den Ton an. Das alles erzählt Gorris mit einer unglaublichen Leichtigkeit, die mitten ins Herz trifft. Für ihre matriarchale Utopie erhielt sie in diesem Jahr den Oscar in der Kategorie ,bester fremdsprachiger Film'“. (Bremer) Gondel

Attwengerfilm Östereich 1995, R: Wolfgang Murnberger

„Wolfgang Murnberger portraitiert in seinem Dokumentarfilm das östereichische Duo Attwenger, das der Volksmusik den Punk entlockt. Lichtjahre vom Musikantenstadl entfernt zelebrieren Attwenger die derbe, ursprüngliche Ausdrucksweise wahrhaftiger Volksmusik. Konzertausschnitte vermitteln die schweißtreibenden Pogo-Tanzgelage und den handwerklichen Ehrgeiz der beiden Musiker. Eingebaute Videoclips sorgen für die spielerische Dimension, fügen auch einen Hauch zeitgemäßer Ästhetik ein. Ein Film, derb wie seine Protagonisten, nicht sympathisch, aber sehr interessant.“ (tip) Kino 46

C

Charms Zwischenfälle Österreich 1995, R: Michael Kreihsl

„Michael Kreihsl hat Daniil Charms „Zwischenfälle“, eine Sammlung bizarrer, knapper Alltagsepisoden, nun ja, verfilmt. Ulrich Tukur trägt zwischendrin und nicht uncharmant Charms Episoden vor. Johannes Silberschneider spielt Charms, den Dichter, dem allerlei Mißliches passiert. Das wirkt recht unrussisch, eher wie wienerischer Existentialismus der 50er als russische Sprachexperimentatorenszenerie der 30er. Die obligatorische Frage, ob man Charms überhaupt verfilmen kann, vergißt man bei dem Film zusehends, weil Gelingen oder Scheitern als Kategorie der Weltbetrachtung suspekt, zumindest unbrauchbar erscheint. Charms Gesetz heißt: es geht eh schief, ist aber lustig. Oder tödlich. Oder beides.“ (taz) Kino 46

Der Club der Teufelinnen USA 1996, R: Hugh Wilson, D: Goldie Hawn, Bette Midler, Diane Keaton

„Drei ältere Frauen ruinieren in gemeinsamer Freundschaft und Solidarität materiell und libidonös ihre drei Ex-Gatten - so läßt sich der Plot beschreiben und der Film eigentlich auch ad acta legen. Denn bei allen existentialistisch-tragischen Unter- und Nebentönen ist das Ganze doch zu forciert als Klamotte angelegt, um mehr als eine bunte, antidepressive Phantasie abzugeben, die die Zuschauerin vereint mit den Wechseljahren-Hormonen einnehmen kann. Die Logik wie die Bilder dieses Films entsprechen einer Mischung aus den Glanzmagazinen „Brigitte“ und „Häuser“ samt deren Sinn für optischen und ökonomischen Realismus. Allerdings hat der Film drei Ikonen der amerikanischen Schauspielkunst in den Hauptrollen: Goldie Hawn, Diane Keaton und Bette Midler. Die enormen Fangemeinden der drei Diven dürften sich zwar kaum nennenswert überschneiden, dennoch werden diese Stars mit Sicherheit eine Fülle voyeuristischer Geschlechtsgenossinnen ins Kino locken.“ (epd-Film) City, UT-Kino, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol) / Originalfassung ohne Untertitel im UFA-Palast

The Crow - Die Rache der Krähe USA 1996, R: Tim Pope, D: Vincent Perez, Mia Kirshner, Iggy Pop

„Wiederauferstanden von den Toten, kämpft ein ertrunkener Held gegen einen sadistischen Drogenbaron und dessen Killerbande, um die Morde an sich und seinem Sohn zu rächen. Diesem effekthascherisch in Szene gesetzten zweiten Leinwandabenteuer von „The Crow“ mangelt es an inhaltlicher Substanz, überzeugenden Darstellern und der intensiven, morbiden Stimmung, die den ersten Film mit der Krähe aus dem Jenseits auszeichnete.“ (tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Solitaire (Westerstede)

E

Ein tierisches Trio USA 1996, R: David Ellis, D: Veronika Lauren, Kevin Chevalia

Kinderfilm über die Freundschaft eines Golden Retrievers, einer Bulldogge und einer Siam-Katze, die mit Herrchen, Frauchen und Kinderchen auf Campingurlaub in die Rocky Mountains ziehen, wobei natürlich alles mögliche schiefgeht. UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Evita USA 1996, R: Alan Parker, D: Madonna, Antonio Banderas, Jonathan Pryce

„Daß es nicht damit getan ist, das Wunder der Santa Regina Evita, des illegitimen Kindes eines armen Bauern, die von den armen Leuten abgöttisch verehrt wurde, im Stil marxistischer Moritaten anzuprangern, hat Parker kongenial erfaßt - und deshalb Madonna für die Rolle der Evita angeheuert. Abgesehen davon, daß Madonna die Gelegenheit hat, sich als Charakterdarstellerin zu behaupten, spiegelt ihr eigenes Image als self-made-woman und Pop-Ikone Evitas Verherrlichung auf frappante Weise wieder. Madonnas Spiel, der Magnet ihrer Augen, das von Mann zu Mann recycelte und auf jedes Bedürfnis abgestimmte Versprechen ihres Körpers, daß Charisma ihrer getreu nach Evita schichten, aber zur hohepriesterlichen Ekstase gesteigerte Polemik, sagen mehr über den Erfolg der argentinischen Pompadour als es jede Ideologiekritik vermöchte.“ (epd-film) Schauburg, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Apollo (Whv)

F

Fallen Angels Hongkong 1995, R: Wong Kar-wai, D: Leon Lai-ming, Michelle Reis, Charlie Young

„Wong Kar-wais Protagonisten, die das atemlose Lebensgefühl der Nouvelle Vague zu einem panischen Totentanz steigern, haben in seinem neuen Film daraus ihre Konsequenzen gezogen. Sie sind gleichgültig, dem eigenen wie dem fremden Leben gegenüber, sie sind gefallene Engel, die der Film nicht nur im Titel, sondern auch in der linearer gewordenen Erzählung auf dem Punkt bringt. Die Geschichte des melancholischen Mörders, der seines Jobs und einer Wunden überdrüssig wird, wird sich, anders als in der von Schüssen und dem Gefühl der Zusammenhangslosigkeit durchsiebten Erzählung von Kar-wais „Chungking Express“, durch den ganzen Film ziehen. Sie findet sogar ein Ende, so böse wie es sich die Agentin nur ausmalen kann. Der Mörder trennt sich sang- und klanglos von ihr: „Vergiß ihn“ heißt die Scheibe, die dazu in der Jukebox spielt. Wie alle Bewohner des Kar-waischen Universums, in dem die Musik aus der Dose und die Bilderkonserven des Fernsehens Gespräche und Gefühle ersetzten, wird auch die Agentin den Schicksalswink der Jukebox wörtlich nehmen. Sie wird den Mörder so inständig vergessen, daß er darüber stirbt.“ (epd-film) Atelier

Für Immer und Immer Deutschland 1996, R: Hark Bohm, D: Lili Bohm, Jeanette Arndt, Johanna ter Steege

„Bohm zeigt die aparte, schwarzhaarige Melanie, die ihre Tochter Maria - vor Jahren auf Druck ihrer Mutter zur Pflege freigegeben - zurückfordert. Sie tut es, um ihre Ehe zu retten, die verödet ist seit dem Tod ihres zweiten Kindes. Wir wissen, daß Melanie eine Psychotikerin ist: Die Bombe tickt. „Für Immer und Immer“ bietet, was selten geworden ist im deutschen Beziehungsklamotten-Kino, ein wichtiges soziales Thema, genau ausrecherchiert. Präsentiert wird es nicht als Thesenstück, sondern es wird als Thriller direkt unter die Haut gejagt. Ein Spagat zwischen Engagement und glatter Professionalität, der zeigt, daß nicht nur die Welt sich gedreht hat, sondern daß sich einige der älter gewordenen Jungfilmer mitgedreht haben.“ (Der Spiegel) UFA-Stern

G

Der Geist und die Dunkelheit USA 1996, R: Stephen Hopkins, D: Val Kilmer, Michael Douglas

„Um für eine britische Bahngesellschaft eine Brücke zu bauen, geht Ende des 19. Jahrhunderts ein Architekt nach Ostafrika. Als ein Duo ungewöhnlich bösartiger und intelligenter Löwen Nacht für Nacht das Lager in Panik versetzt, sieht sich der junge Idealist gezwungen, gemeinsam mit einem abgezockten Großwildjäger auf die Jagd zu gehen. Passable Mischung aus Abenteuer- und Horrorfilm: Das clever geschriebene Drehbuch von William Goldman macht mehr als eine Anleihe bei Spielbergs „Weißem Hai“, verlegt die „Monster“-Attacken aber vom Pazifik in die Savanne.“ (tip) Ufa-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Der Glöckner von Notre Dame USA 1996, R: Gary Trousdale

„Disney hat Victor Hugo auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht und ein harmloses Vergnügen veranstaltet, bei dem die Nebenfiguren den Stars wieder mal die Show stehlen. (Der Spiegel) Schauburg, Ufa-Palast, UT-Kinocenter, Solitaire (Westerstede)

H

Hausarrest USA 1996, R: Harry Winer, D: Kevin Pollak, Jamie Lee Curtis

„Was machen Kinder, wenn die Eltern nicht da sind? Sie essen junk-food, stellen das Haus auf den Kopf und gucken fern bis in die Puppen, siehe „Kevin allein zu Haus“. Harry Winers Komödie beginnt ähnlich wie der Erfolgsfilm mit Macaulay Culkin. Doch statt die Kinder zu Hause zu vergessen, finden sich die Erwachsenen hier plötzlich als deren Gefangene wieder – im eigenen Hobbykeller. Das klingt im Prinzip ganz witzig und wäre es auch, hätten die Filmemacher nicht meterdick eine „Wir-haben-uns-lieb-und-unsere-Lektion-gelernt“-Botschaft aufgetragen. Da war es doch viel lustiger, als das Chaos der Kinder regierte.“ (V.Bleeck) Ufa-Stern

High School High USA 1996, R: Hart Bochner, D: Jon Lovitz, Mekhi Phifer, Louise Fletcher

„Kann eine Parodie besser sein als das Original? Kein Problem, wenn die Vorlage so schlecht ist wie die Schulschmonzette „Dangerous Minds“. David Zucker, ein Drittel des legendären ZAZ-Teams, produzierte diesen albernen Spaß mit Jon lovitz, der sich als High-School-Lehrer mit allerlei harten Jungs herumschlagen muß. Die Schule ist so multikulturell, daß drei Simultan-Übersetzer pro Klasse nötig sind.“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern

I

I Shot Andy Warhol USA 1996, R: Mary Harron, D: Lili Taylor, Jarde Harris

„Fast 20 Jahre nachdem die Feministin Valerie Solanas versucht hat, Andy Warhol zu erschießen, ist dies der Versuch, ihre Person und Motive darzustellen. Der Film überzeugt durch seine Parteilichkeit, und die Hauptdarstellerin Liliy Taylor versteht es, den radikalen Positionen von Valerie Solanas sowohl Witz als auch Logik zu geben. Warhol-Verehrer seien ausdrücklich gewarnt, denn er und sein Clan kommen eher debil und tuntig daher.“ (tip) Atlantis

J

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarienette jenseits der Sprache ausdrücken kann - genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“ (Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol)

K

Der Kampf um Alcazar Italien 1939, R: Augusto Genia

Eine heroische Darstellung der Verteidigung des Alcazar von Toledo durch Francos Truppen, die im Rahmen des Seminars „Der spanische Bürgerkrieg im Spiegel der faschistischen Propaganda“ gezeigt wird. Kino 46

Die Knickerbocker-Bande Österreich 1996, R: Marijan D. Vajda

Eine Version der „Fünf Freunde“ aus Österreich: Die Bande der Knickerbocker trifft sich als Mutprobe nachts auf dem Friedhof und findet dort eine vermummte Gestalt sowie eine Gruft, aus der eine unheimliche Stimme spricht. Kino 46

Kopfgeld USA 1996, R: Ron Howard, D: Mel Gibson, Gary Sinise, Rene Russo

„Ist einer als Vater reich, heißt Mel Gibson und spielt in Ron Howards neuem Thriller die Hauptrolle, dann macht er, wenn sein kleiner Sohn entführt wird, was im wahren Leben keiner wagt: Er dreht den Spieß um. Er verdoppelt das geforderte Lösegeld als Einsatz auf den Kopf des Kidnappers, und schon hat der, ein böser Bulle (Gary Sinise), keine rechte Freude mehr an seiner Geisel. Ein psychologisch nicht wertvolles, daher befriedigendes Vabanquespiel, denn dem Zuschuaer stillt es niedrige Triebe wie Schadenfreude und Rachelust. Da stört auch die leicht hölzeren Darstellung der Protagonisten kaum.“ (Der Spiegel) City, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

L

Das Leben nach dem Tod in Denver USA 1996, R: Gary Fleder, D: Andy Garcia

„Das Leben nach dem Tod in Denver wird nicht einfach sein, wenn Du im Schnellgang etliche Typen umgenietet hast, die Dir nun drüben aufzulauern, um Dich schön langsam in Chillipfeffer zu rösten. Die Filmhandlung beschränkt sich, wie üblich, aufs Diesseits, also auf das Umnieten in allerlei pfiffigen Versionen. Andy Garcia trägt dabei stets tadellose Anzüge und hat eine Braut, die jeden scharfen Blick wert ist. Fazit: Wer Blei mag, kriegt Blei in Mengen. Man will ja kein Spielverderber sein, doch soll niemand sagen können, er wäre nicht gewarnt worden.“ (Der Spiegel) Gondel

Lohnbuchhalter Kremke Deutschland 1930, R: Marie M. Harder, D: Hermann Valentin / Stummfilm mit Klavierbegleitung

„1930 führt Marie M. Harder Regie bei dem Stummfilm „Lohnbuchhalter Kremke“, in dem Hermann Valentin einen Angestellten spielt, der durch die Arbeitslosigkeit vom Thron seiner prahlerischen Selbstgewißheit in apathische Resignation und Depression stürzt. Dieser Film besticht durch genau beobachtete Alltagszenen sowie die realistische Darstellung der psychischen Auswirkungen der Arbeitslosigkeit bis hin zum verzweifelten Selbstmord.“ (CineGraph) Kino 46

M

Der Mann, der Liberty Valance erschoß USA 1961, R: John Ford, D: James Stewart, John Wayne, Lee Marvin

„Einer der schönsten Western von Ford - und einer der schönsten überhaupt. Zunächst einmal ist er ein solide gearbeitetes Kinostück, in dem John Wayne im Sinne höherer Gerechtigkeit den ungeschriebenen Ehrenkodex des Westerns durchbricht und seinen Gegner aus dem Hinterhalt erschießt. Interessanter ist jedoch, wie hier die Legenden und Mythen des Westerns in Frage gestellt werden, die Ford so oft besungen hat. Er selbst gehört zu denen, die dafür gesorgt haben, daß aus Legenden Wahrheiten wurden. Und wenn er diesen Mechanismus jetzt durchschaubar macht, so ist das nicht etwa eine Demontage des Genres, sondern eher wohl eine Liebeserklärung an den „Western“, in dem die Legenden stärker sind als die Wirklichkeit.“ (Reclams Filmführer) Kino 46

Maximum Risk USA 1996, R: Ringo Lam, D: Jean-Claude van Damme, Natasha Henstridge

„Ringo Lams actionlastiger Russenmafia-Krimi fängt gut an: Jean-Claude van Damme stirbt. Doch leider taucht er kurz danach wieder auf – als sein eigener Zwillingsbruder. Wer jetzt noch nicht genug hat, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Einzig Natasha Henstridges, das wunderschöne Alien aus „Species“, wäre ein Grund, diesen Film zu sehen.“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Mein Mann Picasso Großbritannien 1996, R: James Ivory, D: Anthony Hopkins, Natascha McElhone

„Picasso als das genialistische Monster, das von seiner Umgebung bedingungslose Unterwerfung verlangt, das sich Frauen einverleibt und wieder ausspeit. Der Film ist eine historisch detailgetreue, aber oft plakative und klischeehafte Illustration dieser These aus der Perspektive von Francoise Gilot, die es zehn Jahre mit dem Maestro aushielt. Faszinierend, wie es Anthony Hopkins gelingt, in die Rolle des launigen Machos hineinzuschlüpfen. Doch während Francoise als facettenreiche Persönlichkeit dargestellt wird, sind die restlichen Frauen Picassos nur ärgerliche, oberflächliche Karikaturen.“ (tip) UFA-Stern, Casablanca (Ol)

Der Meister und Margarita Jugoslawien 1975, R: Alexander Petrovic, D: Uga Tognazzi, Mimsy Farmer

Im Rahmen einer Seminarveranstaltung werden die verschiedenen Adaptionen von Bulgakovs Roman vorgestellt. Im Vordergrund steht dabei Petrovics Version, die Robert Fischer im Tagespiegel als „durchaus passable, intelligente Literaturverfilmung“ bewertete, sowie als eine „satirisch-kritische Parabel, die sich gegen Stalinismus und Tyrannei richtet.“ Kino 46

Die Muppets-Weihnachtsgeschichte USA 1993, R: Jim Henson, D: Die Muppets, Michael Caine

Kermit, Miss Piggy und Gonzo ziehen die berühmte Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens durch den Kakao: Michael Caine ist der geizige Mr. Scrooge, der von Geistern heimgesucht wird und wer könnte ihm besser den Seelenfrieden rauben als die beiden ewigen Nörgler Waldorf und Stadler? Viele Pointen zielen weit über die Köpfe der Kinder, so daß die Eltern bei diesem Film mehr lachen als ihre Zöglinge. Und auch die Ratte hat so ihre Bedenken: Sind einige Szenen nicht zu grauslig für die jungen Zuschauer? „Unsinn“ kontert Gonzo souverän: „Ist doch Weltliteratur!“ (hip) UFA-Palast

Die Mutter des Killers Deutschland 1996, R: Volker Einrauch, D: Dieter Landuris, Peter Lohmeyer

„Der Krimiautor Theo, der Leichenbestatter Lu und die blonde Jennifer haben einen Mordplan ausbaldowert, der sie alle reich machen soll. Währenddessen schlägt sich der Leichenbestatter Eddie mit seiner fremdgehenden Frau, mit einer leicht zu tröstenden Witwe und seiner Mutter herum. Es geht um Verrat und Betrug, Habgier und Mordlust, Liebe und Eifersucht, doch Regisseur Volker Einrauch und Drehbuchtautor Lothar Kurzawa schütteln in ihrer rabenschwarzen Komödie diese bekannten Zutaten kräftig durcheinander und verpflanzen sie in ein Milieu, dessen kriminelle Energie einfach ein paar Nummmern zu klein ist. Rasant, trocken und ziemlich lakonisch.“ (tip) Filmstudio, Casablanca (Ol)

Mut zur Wahrheit USA 1996, R: Edward Zwick, D: Denzel Washington, Meg Ryan, Lou Diamond Philips

„Ach ja, die großen alten Begriffe: Tapferkeit und Mut und Heldentum. Nur die Armee schafft es heutzutage noch, diese zu feiern, ohne die eigene Lächerlichkeit zu bemerken. Und manchmal auch die Filmindustrie. In Edward Zwicks Agitprop-Drama soll ein Offizier und Gentleman (Denzel Washington) untersuchen, ob eine am Golf gefallene Soldatin (Meg Ryan) so tapfer war, daß ihr ein hochkarätiger Orden zusteht: eine Frage der Ehre also. Die Story ist nach „Rashomon“-Art aufgesplittert: Alle Befragten geben eigene, teils gegensätzliche Fassungen des Geschehenen zum besten. Ist das Handlungspuzzle aber erst einmal ordentlich zusammengesetzt, zeigt sich unterm Pulverdampf nur wieder der alte Patriotismus, frisch aufgeputzt mit zeitgemäßem Feindbild (natürlich die Iraker!) und einer properen jungen Frau als Postergirl der U.S. Army.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

N

Napoleon - Abenteuer auf vier Pfoten Australien 1995, R: Mario Andreacchio

„Der Golden-Retriever-Welpe namens Napoleon erlebt aufregende Abenteuer in der wilden Natur Australiens. Er lernt die ebenso bunte wie gefährliche Tierwelt kennen, und kehrt glücklich wieder heim. Ein faszinierender Tierfilm - hätte man auf die Musik gesetzt, den Tieren keine Stimmmen ins Maul gelegt und statt dessen einen Erzähler genommen. Doch so verliert die wunderbar inszenierte Geschichte ihren besonderen Zauber.“ (tip) UT-Kinocenter

P

Pippi Langstrumpf Schweden/Deutschland 1968, R: Olle Hellbom. D: Inger Nilson

Der erste Film der Serie mit der frechen Heldin von Astrid Lindgren, die mit dieser Figur wohl mehr für die antiautoritäre Erziehung erreicht hat als all die Kindergruppen der 60er Jahre zusammengenommen. Gondel

Portrait of a Lady USA 1986, R: Jane Campion, D: Nicole Kidman, John Malkovich, Barbara Hershey

Henry James beschreibt mit Isabel Archer eine perfekte Lady: schön, intelligent, reich und emanzipiert, nur um sie dann um so tiefer ins Spinnennetz der Intrigen eines teuflischen Verführers tappen zu lassen. Ein düsteres Melodrama, und man muß die Konsequenz bewundern, mit der Jane Campion sich weigerte, es dem Publikum auf Kosten des Buches leichter zu machen. „Portrait of a Lady“ ist so perfekt inszeniert, daß sich dies fast gegen den Film wendet. Wie seine Heroine kann er leicht kühl und abweisend wirken. Aber auch wenn die Emotionen nur selten aufbrechen, ist doch jede Szene von ihnen durchtränkt. (hip) Schauburg

Poussieres D'Amour Deutschland/Frankreich 1996, R: Werner Schroeter, D: Anita Cerqueti, Martha Mödl

„Ein Home-Movie mit befreundeten Opernstars: Anita Cerqueti singt Verdi, Martha Mödl schwärmt für Furtwängler und Schroeter (mit Kamerafrau Elfi Mikesch) errichtet um die menschlichen Stimmengebäude eine beeindruckende emotionale Architektur.“ (V'iennale) Gondel

Praxis Dr. Hasenbein Deutschland 1996, R: Helge Schneider, D: Helge Schneider, Peter Berling, Andreas Kunze

„Der legitime Nachfolger von Ruhrpott-Komiker Jürgen von Manger mimt in seiner dritten Regiearbeit den Arzt des Mühlheimer Quartiers „Karges Loch“. Dramaturgischer Höhepunkt des Films ist der Tod eines Hamsters, doch auf die Handlung kam es nie an bei Helge Schneider. Auch sein jüngstes Werk besteht aus Variationen über Typen und Begegnungen, unerbittlich führt er seinem staunenden Publikum den Wahnsinn des Alltags vor Augen und erhebt dabei den Unsinn zur Kunstform.“ (tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Solitaire (Westerstede)

R

Rendevous mit einem Engel USA 1996, R: Penny Marshall, D: Whitney Houston, Denzel Washington

„Einen Engel stellt man sich meist als helle Lichtgestalt mit Flügeln vor. Der Engel in Penny Marshalls rührend sentimentaler Weihnachtsfabel ist schwarz, gut gekleidet und heißt Dudley. Engel Dudley fällt vom Himmel in den Vorgarten des Reverend Henry Biggs und seiner Familie. Biggs hat kurz vor dem Fest große Sorgen, weil seiner Kirche der Abbruch droht und er alle Hoffnung verloren hat. Auch kümmert er sich zu wenig um Frau Julia und Sohn Jeremiah. Dudley greift ein... Marshalls Film, basierend auf der Gary-Grant-Komödie „Jede Frau braucht einen Engel“ von 1947, ist wirklich liebenswert und charmant. Einziger Kritikpunkt: ein Whitney-Houston-Song zuviel. Das größte Mysterium ist aber, warum man diesen ultimativen Weihnachts-Familienfilm nicht zum Fest in die Kinos gebracht hat.“ (V.Bleeck) UFA-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Rossini Deutschland 1996, R: Helmut Dietl, D: Mario Adorf, Veronica Ferres, Götz George, Heiner Lauterbach

„In der Art, wie Dietl sich und seinesgleichen mutwillig (nämlich mutig und willentlich) dem Komödiengelächter preisgibt, trifft sich äußerste Koketterie mit äußerster Ehrlichkeit - erlaubt ist das nur und gelingt nur, weil Dietl so alles umarmend in sein Werk verliebt ist, verliebt in die Sprache, in die Schauspieler, in die Komödienlust. Seht her: Da gibt es eine kleine Gesellschaft kennenzulernem, von der man nicht sagen kann, daß sie über sich selbst hinaus etwas bedeute; da spielen keine Kinder und keine Tiere mit; da wird kein Verbrechen begangen und keine Ehe gestiftet, auch kein Glück verheißen und nicht behauptet, daß es etwas besseres als Ironie gebe, um sich in die Dinge zu schicken. Wenn dieses Schwabing nicht die Welt ist, gibt es überhaupt keine.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

S

Sleepers USA 1996, R: Barry Levinson, D: Kevin Bacon, Robert De Niro, Dustin Hoffman

„Vier Jungen werden in die Reformschule gesteckt und dort mißhandelt und vergewaltigt. Jahre später planen sie ihre Rache gegen ihre Peiniger. Es ist erstaunlich, wie Lewinsons Talente ihn im Stich lassen, sobald er mit seinen Filmen seine Heimatstadt Baltimore verläßt. Diese schwerfällige Adaption von Lorenzo Carcaterras in New York angesiedelter Biografie wirkt wie eines von diesen Sozialdramen der Warner-Studios aus den 30er Jahren. De Niro ist ein Priester a la Pat O'Brien, Hoffman ein gerissen-abgerissener Anwalt, aber selbst die wenigen Szenen mit diesen beiden heiligen Monstern werfen keine Funken.“ (Time Out) Europa, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Star Trek - Der erste Kontakt USA 1996, R: Jonathan Frakes, D: Patrick Stewart, Brent Spiner, Marina Sirtis

„Wer an Star Trek glaubt, wer den Geist der Fernsehserie und ihren Erzählrhythmus verinnerlicht hat, wird auch „Der erste Kontakt“ mögen. Schließlich beantwortet der Film nicht nur die brennende Frage, wie das war, damals im 21. Jahrhundert, als Mensch und Vulkanier einander zum ersten Mal „Live long and prosper“ wünschten. „Der erste Kontakt“ schreibt auch die Geschichte des Androiden Data weiter, der seinem Ziel, ein Mensch zu werden, dank der verführerischen Borg Queen wieder ein Stück näher gekommen ist.“ (tip) City, Ufa-Stern

T

Taxi Lisboa Deutschland 1996, R: Wolf Gaudlitz, D: Augusto Macedo, Josefina Lind / Originalfassung mit Untertiteln

„Im Laufe der Jahre haben sich die Spuren des Lebens tief eingegraben – in die rissigen Häuserfronten Lissabons ebenso wie in Augusto Macedos faltiges Gesicht, der Tag für Tag sein schwarzes Oldsmobil durch die engen Gassen lenkt und am Hauptplatz unterhalb des Rossio auf Kundschaft wartet. Mit ihm und seinem Gefährt begibt sich auch Regisseur Wolf Gaudlitz auf eine fantastische Reise durch die portugiesische Hauptstadt und ihre melancholisch-nostalgische Stimmung des „Saudade“. Durch die Filme von Gaudlitz weht ein leiser Hauch von Fellini, mit dem ihn nicht nur eine ausgesprochene Neigung zum Circensischen, sondern auch ein Faible für einen ausgefeilten Soundtrack verbindet. Ähnlich wie in Wenders „Lisbon Story“ erwacht die portugiesische Hauptstadt auch hier akustisch zu vibrierendem Leben, wird der sorgfältig fotografierte Bilderbogen von einer Musik getragen, die zwischen Wehmut und Hoffnung, unerfüllter Sehnsucht und einer Heiterkeit, die durch Not und Verzweiflung gegangen ist, zu vermitteln vermag.“ (film-dienst) Kino 46, Muwi-Filmkunst (Ol)

Tom & Jerry - Der Film USA 1991, R: Phil Roman

„Wiederaufführung des ersten langen Kinofilms mit dem Zeichentrickpaar, dessen Universum nur aus Käse, Mausefallen und endlosen Jagden besteht. Wenn die Fans davon nach 20 Jahren noch nicht genug haben, dann spricht auch nichts dafür, daß sie ihre immergleichen Abenteuer plötzlich in diesen 85 Filmminuten langweilig finden. (hip) Atlantis

That Thing You Do USA 1996, R: Tom Hanks, D: Tom Everett Scott, Tom Hanks

„Im Fall von „That Thing You Do“ (zu dem Hanks auch das Drehbuch schrieb) ist es schon absurd einfach, die Empfindsamkeiten des Films mit den Empfindsamkeiten des Schauspielers zu vergleichen. Der Film, der 1964 spielt, verfolgt den schnellen Aufstieg und Fall einer fiktiven Rock'n'Roll-Band mit dem Namen „The Wonders“, und er hat den freundlichen, optimistischen, jungenhaft albernen Grundton, mit dem Hanks in seinen Filmhits wie „Splash“ oder „Big“ so erfolgreich war. Und in der Hauptrolle hat der Film mit Tom Everett Scott zudem einen Schauspieler, der nicht nur wie der junge Hanks aussieht, sondern auch all dessen komische Manierismen zu imitieren scheint. Der Film versucht sich durchzuwursteln mit all dem gutem Willen, der durch das helle Produktionsdesign, die schwungvolle Musik und die Nostalgie für die „unschuldige“ Popkultur der Beatles-Ära vermittelt werden soll. Aber die Geschichte und die Charaktere sind zu dünn, um uns lange genug milde zu stimmen. Als Schauspieler weiß Hanks dagegen immer noch genau, wie er das Publikum auf seiner Seite halten kann. Er spielt mit dem raffinierten Manager von der Plattenfirma, der die „Wonders“ auf ihrer Tour begleitet, nur eine Nebenrolle. Aber seine Vorstellung, so bescheiden und aus der Hand geschüttelt sie auch ist, wirkt viel substantieller als sein Script oder seine Regie.“ (The New Yorker) City

Trainspotting Großbritannien 1995, R: Danny Boyle, D: Ewan McGregor, Ewen Bremner

„Ein Hauch von Monty Python liegt über dem Ganzen, der signalisiert: Dies hier ist aus U.K.-Zutaten zusammengemixt. Der Kult um die Geschichte einer Vorstadtclique beweist zweierlei: Die Junkies sind unter uns und Britannien produziert wieder ,Lebensgefühl'“ (taz) UFA-Stern

V

Der verrückte Professor USA 1996, R: Tom Shadyac, D: Eddie Murphy, James Coburn

„Murphy macht sich gnadenlos über seine eigenen schlechten Gewohnheiten lustig und wenn er dies macht, hat der Film genug pointierten Humor, um ein Comeback zu rechtfertigen. Eddie Murphy ist wieder witzig.“ (Rolling Stone) UFA-Stern

Versprochen ist Versprochen USA 19996, R: Brian Levant, D: Arnold Schwarzenegger, Sinbad, James Belushi

„Der Film zum Merchandising. So weit mußte es ja irgendwann kommen: Arnold Schwarzenegger als besorgter Daddy, der bis zur Bescherung unbedingt das neue Superspielzeug für den Sprößling auftreiben muß. Was kommt als nächstes? De Niro läuft Amok, weil die Batterien im Gameboy fehlen? Demi Moore zeigt alles auf der Suche nach „Striptease-Barbie“? Wir können's kaum erwarten.“ (V. Bleek) UT-Kinocenter, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

W

Wahlverwandtschaften Italien/Frankreich 1996, R: Paolo und Vittorio Taviani, D: Isabelle Huppert, Jean-Hugues Anglade

„Trotz eilig aufgelegtem „Buch zum Film“: Der Film zum Buch läßt nicht erkennen, was die geschätzten toskanischen Regie-Brüder Taviani dazu verlockt haben könnte, Goethes Quartett von Liebenden in ihre Heimat zu verpflanzen. Es wird wenig im Grünen gelustwandelt, viel eher vor steifer Schokolade palavert. Lange läuft der Film brav hinterm Roman her, dann biegt er sich doch ein netteres Ende zurecht - und trotzdem denkt man sich: wozu das alles?“ (Der Spiegel) Gondel, Casablanca (Ol)