Erlesenes für den gehobenen und den einfachen Geschmack

■ Nach zwei Jahren Sanierung wird heute die „neue“ Glocke wiedereröffnet / Festprogramm dauert bis Mitte Februar

Es glänzt, es duftet, es riecht: Kaum zu glauben, daß die in einem Zeitraum von zwei Jahren aufwendig renovierte Glocke nun endlich fertig ist und ab heute wieder Musik aller Farben im vielleicht schönsten Konzertsaal Norddeutschlands erklingt. Das alte Holz ist sorgfältig poliert und mit Schellack überzogen worden, sattes Grün und goldene Spiegelleuchter suggerieren ein festliches Ambiente im ursprünglichen Jugendstil.

Darin dirigiert Generalmusikdirektor Günter Neuhold heute abend um 20 Uhr Gustav Mahlers „Auferstehungs-Sinfonie“: Ein Riesenwerk für Soli, Chor und Orchester von über einer Stunde Dauer. Und danach geht es Schlag auf Schlag: Am Sonnabend folgt die Deutsche Kammerphilharmonie mit einem Schubert-Programm, am Sonntag nachmittag ein Kinderkonzert mit dem Panama-Ensemble und am Abend eine Jazzmatinee mit Oscar Klein. Gleichzeitig ist die Glocke am Sonntag für alle Buten- und BinnenbremerInnen geöffnet: Ab dreizehn Uhr kann jeder seine Neugier bis in die tiefsten Kellerräume befriedigen. Und am Montag fängt der Alltag an: Wenn das siebente Philharmonische Konzert nun wieder – wie jahrzehntelang vorher auch – in der Glocke stattfindet.

Es wird sich rausstellen, ob es den Architekten Gerhard Müller-Menckens und Klaus Rosenbusch gelungen ist, die Voraussetzungen für ein kulturelles Zentrum im norddeutschen Raum zu schaffen. Neben der Akustik ist die Technik der Räume professionalisiert und zeitgemäßen Maßstäben angepasst worden – egal, ob es sich um drei abgestufte Ebenen auf der Bühne des großen Saales handelt, um einen Schnürboden oder um ein modernes Tonstudio. Die größte archtitektonische Veränderung ist die völlige Umgestaltung des Foyers, das auf drei Ebenen 1.300 Quadratmeter umfaßt. Es soll künftig als eine multifunktionale Fläche für Ausstellungen, Workshops und kleinere Konzerte dienen. Im Sommer kann auch der besser zugängliche Glockengarten dafür genutzt werden.

Entscheidend wird aber sein, welche programmatischen Akzente in der Glocke gesetzt werden: Der Geschäftsführer der neuen Glocke Veranstaltungs GmbH, Andreas Schulz, ist zwar „nur“ Vermieter, hat allerdings inhaltlichen Ehrgeiz und den Wunsch nach Vernetzungen in der Stadt. Der wird zunächst ab heute bis zum 16. Februar durch das Festprogramm erfüllt, das für jeden Geschmack etwas bietet. usl