Nachgefragt
: Nur Bücherstube

■ Sollen Laien in Bibliotheken arbeiten?

BürgerInnen wollen ihre Bibliothek in Horn mit ehrenamtlichen HelferInnen weiterbetreiben. Der Förderverein ist bereits gegründet, und heute setzen sich Kultursenatorin Bringfriede Kahrs, die Vereinsvorsitzende Karola Jamnig-Stellmach und die Bibliotheks-Direktorin Barbara Lison-Ziessow zusammen. Denn die BibliothekarInnen sind skeptisch. Wir sprachen darüber mit der Bremer Bibliotheks-Leiterin.

taz: Laien wollen jetzt Bibliotheken retten. Was ist da falsch gelaufen, hat das Bremer Bibliothekswesen neue Konzepte verschlafen?

Leiterin der Stadtbibliothek, Barbara Lison-Ziessow: Falsch gelaufen ist eigentlich die bremische Haushaltslage. Die veranlaßt den Finanzsenator zu einem absoluten Stellenstop.

In Sachen EDV sowie Systematik und Katalogisierung herrscht in Bremen aber noch Rationalisierungsbedarf.

Wir haben in Bremen die fortschrittlichste Klassifikation in ganz Deutschland. Wir haben allerdings in den 80er Jahren eine konsequente EDV-Einführung versäumt, die wir jetzt nachholen müssen. Im zentralen Bereich arbeiten wir seit zwei Jahren mit EDV. Ein Roboter wird Ihnen aber die Öffnungszeiten nicht wegnehmen. Solange Bibliotheken offen haben, müssen dort auch Menschen sitzen.

Das könnten doch die ehrenamtlichen HelferInnen machen.

Bibliothek ist eine Einrichtung, die von Profis betrieben wird. Wenn ich eine dreijährige Ausbildung habe und für professionelle Informationsvermittlung eine gewisse Routine entwickle, dann kann ich das nicht von einem Laien erwarten. Das ist ganz klar. Das könnte man mit einer ausgebildeten Krankenschwester und einem Erste-Hilfe-Kurs-Absolventen vergleichen, der weiß, wie man künstlich beatmet oder Armschienen anlegt.

Der Förderverein in Horn hält dem entgegen: Auch die freiwillige Feuerwehr hat professionelle Leute.

Wir haben so wenig Personal, daß wir jetzt nicht noch das wenige in eine aufwendige Ausbildung stecken können. Ich habe jetzt ein kleines Konzept erarbeitet, mit dem wir einem solchen Verein helfen können. Aber ich bin nicht dafür, so etwas dann Stadtbibliothek zu nennen.

Wie würden Sie es denn sonst nennen?

Man kann es Bücher-, Lesestube oder was auch immer nennen.

Fragt sich nur, was besser ist: Keine Bibliothek mehr oder eine Bibliothek mit freiwilligen Helfern?

Das ist der Punkt. Bücherstube mit Laien ist doch in Ordnung. Aber wir können nicht sagen: Wir schließen eine Bibliothek, und 50 Prozent der Ressourcen, die diese Bibliothek gekostet hat, gehen jetzt an einen privaten Verein. Ich kann dem Verein keine Summe zusagen.

Fragen: kat