Kommentar (siehe S. 22)
: Blutige Laien

■ Bibliothekare sind selbst schuld

Natürlich ist es eine wahnwitzige Idee, studierte Fachkräfte durch Laien zu ersetzen. Doch die Bibliothekare sind selbst schuld an dieser Diskussion – und nicht die Haushaltsmisere. Im Studium lernen angehende Bibliothekare, daß Bibliotheken geführt werden müssen wie Unternehmen. Doch in Bremen wie anderswo haben sich Bibliothekare stets geweigert, das umzusetzen. Einheitliche Systeme, die die Bibliotheken von Flensburg bis München miteinander vernetzen, konnten sich nicht durchsetzen. Die Katalogisierung eines Buches kostet z.B. zwischen zehn und 15 Mark. Eine Arbeit, die sich die Bibliothekare sparen könnten: Bei der Deutschen Bibliothek in Frankfurt, die jedes in Deutschland erscheinendes Buch registriert und katalogisiert, könnten sie für ein paar Mark fertige Katalogkarten, Disketten oder Magnetbänder bestellen.

Das tun auch die Bremer. Die allgemeingültigen Daten aus Frankfurt wurden allerdings in Bremen umgeschrieben: Sie paßten nicht zur Systematik, die im übrigen nur im norddeutschen Raum gebräuchlich ist. Auch die in der Zentralbücherei praktizierte Ausleihe per Lochkarte, verschlingt immense Personalkosten und gehört schon lange ins Bibliotheksmuseum. Bremens Bibliotheksleiter haben das Geld jahrelang zum Fenster rausgeschmissen. Sie müssen sich jetzt nicht wundern, wenn man ihre Arbeit nicht anerkennt und sie für Laien hält. Sie sind es. Kerstin Schneider