Kein Yaam für niemand

■ Die Party ist vorüber, die Entscheidung gefallen: Treptower Bezirksverordnete beschließen, den Yaam-Club bis Ende Februar zu räumen. Neubeginn jwd in Adlershof?

Am Mittwoch nachmittag trommelte die Yaam-Posse zur letzten großen Party mit Graffiti-Bus, Streetball und Black Dance-Music vor das Treptower Rathaus. Nachdem der Bezirksbürgermeister Michael Brückner auf der letzten Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vom 8. Januar die Frage nach einem langfristigen Mietvertrag für den multikulturellen Jugendclub in einer schriftlichen Darstellung bündig abgewimmelt und somit als Diskussionspunkt von der vorvergangenen Sitzung gestrichen hatte, hofften die Mitarbeiter und Fans des Yaam nun auf eine positive Entscheidung: die Aufhebung der Kündigung von Ende vergangenen Jahres und auf einen langfristigen Mietvertrag für die Freifläche hinter der Arena- Halle.

Trotz mieskalten Nieselregens war die Party weit größer ausgefallen als bei der letzten Versammlung vom 8. Januar: Schon ab 16 Uhr lief ein Streetballturnier, begleitet vom Sound-Programm mit solidarischen DJ-Vertretern der Stadt. Auf dem Plan standen unter anderem Ellen Alien, Le Hammond Inferno, Radio-DJs vom Sender KISS 99 sowie Turntable-Meister aus dem Toaster, dem E-Werk und der Concrete Jungle Crew vom Yaam selbst. Im Halbstundentakt kamen immer mehr Fans aus den eigens zu dieser Party eingerichteten Shuttle- Bussen.

Doch das Sympathisantenaufgebot sollte nichts mehr nützen. Unter den von der Straße bis in den Sitzungssaal heraufbollernden Klängen der Survival-Party waren die CDU- und SPD-Fraktionen sich einig wie ein Mann: Die wegen einer Mietsäumnis von 15.000 Mark erfolgte Kündigung des Yaam im Oktober wurde noch einmal bestätigt und der Räumungstermin auf den 28. Februar angesetzt. Statt dessen soll das ART- Kombinat, Betreiber der Arena, einen langfristigen Mietvertrag erhalten – den sie übrigens für die Bewilligung öffentlicher Fördergelder und die damit verbundene Renovierung der Halle dringend benötigen.

Daß das Yaam-Management mit seinen Kabbeleien mit den Nachbarn des ART-Kombinats und den überfälligen Mietzahlungen strategisch eher unklug gehandelt hat, mag wohl keiner mehr bestreiten. Um künftig Mietschulden zu vermeiden und generell eine geringere Miete zu erwirken, beantragte der U-Club e.V. die freie Trägerschaft für Jugendhilfe. Die wäre sogar gewährt worden, wenn der Yaam-Träger U-Club e.V. sich zuvor als gemeinnützig hätte anerkennen lassen. Daß dies mittlerweile erfolgt ist, tut in dieser Angelegenheit jetzt nichts mehr zur Sache.

Die Würfel um die Zukunft des ehemaligen BVG-Geländes sind gefallen. Denn CDU und SPD zauberten noch einige andere Pläne bezüglich des Grundstücks an der Eichenstraße aus dem Hut: Man strebt ganz offensichtlich Verhandlungen mit einem Investor für ein Teilgrundstück des Geländes an und plant den Ankauf eines Nachbarareals. Konkrete Verhandlungspartner habe man natürlich noch nicht. Man wolle nur die Möglichkeit zu diesem Schritt beschließen, betonte Brückner scheinheilig. Kamen die Mietschulden des Yaam nicht vielleicht sogar ganz günstig? Für einen neuen Yaam-Standort schlug der Bürgermeister allen Ernstes ein Freigelände im Treptower Randgebiet Adlershof vor. Eine „wunderbare Lösung“ nannte er dies. Er schließlich habe niemals behauptet, daß man das Yaam an seinem ursprünglichen Standort halten wolle. O-Ton Brückner: „Aber wir möchten das Yaam natürlich in Treptow behalten!“

Das verschlug dem Multikulti- Veranstalter und Yaam-Gründer Tom Wiggenhauser schlicht die Sprache. „Das ist eine Respektlosigkeit gegenüber unserer Arbeit. Ich kann es doch nicht verantworten, unser Publikum nachts um zwölf in die S-Bahn von Adlershof zu setzen!“ Doch der Bürgermeister wünscht sich für das künftige Yaam ohnehin ein anderes Publikum: „Vielleicht kommen dann ja mehr Treptower Jugendliche zu den Veranstaltern!“ Wahrscheinlich kommen dann ohnehin nur noch die. Kirsten Niemann