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: Türkei: Baden verboten

Heute setzen wir an dieser Stelle unsere Serie fort – „am schönsten ist es doch zu Hause“. Die letzte Folge widmete sich der Schweiz, die als Urlaubsland obsolet geworden ist, seit offenkundig ist, daß sie a) dickbramsig auf Bergen von Nazigold sitzt, und b) die Mehrheit der Eidgenossen das nicht stört. Heute also in unserem Glossar der Un-laubsländer der Buchstabe T wie Türkei. Nicht daß wir bisher unbeschwert dort Ferien gemacht hätten. Kurdenkrieg, Drogenhandel, Folter – all das hat uns die Entscheidung für zwei Wochen Antalya pauschal nicht leicht gemacht. Nun aber enthebt uns eine Meldung aller Gewissensqual: „Türkei verbietet Badeurlaub“. Zugegeben – die Nachricht lautete geringfügig anders: Die in der Türkei regierenden Islamisten wollen öffentliche Bademodenshows mit Gefängnis bestrafen. Die Zurschaustellung der knappen Textilien sei eine Form des „Exihibitionismus wider Sitte und Anstand“. Nur: was ist der türkische Küstenstreifen anderes als eine kilometerlange Dauerbademodenschau? Eine permanente Versammlung von Exhibitionisten, die ihren Verstoß gegen Sitte und Anstand auch noch teuer bezahlen? Wabblige Bäuche, faltige Busen, orangenhäutige Oberschenkel, Textilstricke zwischen die Pobacken gezurrt – allahgefällig ist das nicht. Bisher jedoch schien der bloße Anblick schon Strafe genug. Künftig also, im Namen Allahs, Wasser und Brot für derlei Exhibitionismus.

Doch welch Dilemma für die türkische Volkswirtschaft: Die Strände verwaist, da nur noch unter Beachtung des staatlichen Vermummungsgebots zu betreten. Die Küste mit Sichtblenden versehen, die Hotels von deutschen Gastarbeitern betrieben, damit heimisches Personal keinen Schaden am Seelenheil nimmt. Ade Türkei! Welcome to Great Britain, frei von religiöser Verblendung! Zwei Drittel aller Priester kennen dort nicht einmal die Zehn Gebote vollständig, und ein gutes Fünftel glaubt nicht an den Teufel. Aber dafür regnet es in England immer, und irgendein Gott hilft auf diese Weise, die Bademode zu verhindern. Vera Gaserow