„Die RentnerInnen nicht doppelt abstrafen“

■ Die Gewerkschaften mobben gegen Rentenpläne von Blüm und Arbeitgebern

Berlin (taz) — Als eine „völlig unakzeptable, doppelte Bestrafung der Rentner“ hat der Deutsche Gewerkschaftsbund gestern die Arbeitgeber-Forderung zurückgewiesen, die Renten über eine „Arbeitsmarktkomponente“ noch weiter zu senken. Die Arbeitgeber wollten den Rentnern nun auch noch das volle Risiko des Arbeitsmarktes aufbürden, kritisierte ein DGB-Sprecher die Rentenpläne der Bundesvereinigung der der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). „Schon die von Bundesarbeitsminister Norbert Blüm geplante Absenkung der Renten läßt keine Luft mehr zwischen der Sozialhilfe und den unterem Rentenniveau“, sagte der DBG-Sprecher. In jedem Falle werde der DGB zu „praktischen Protestaktionen in der Öffentlichkeit aufrufen“, wenn eine gesetzliche Neuregelung der Renten ins Haus stehe.

BDA-Präsident Dieter Hundt hatte am Mittwoch eine weitere Absenkung des Rentenniveaus um jährlich 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte verlangt. Diese stetige Kürzung in kleinen Schritten will HUndt über eine sogenannte Arbeitsmarktkomponente den Rentnern aufbürden. Solange die Arbeitslosenquote über 5 Prozent liegt, soll die jährliche Rentenanpassung, die schon jetzt unter der Inflationsrate liegt, um 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte geringer ausfallen.

Die von Norbert Blüm geleitete Rentenkommission, die bereits das Rentenniveau bis zum Jahr 2030 um ein rundes Zehntel kappen will, hatte die Einführung einer solchen Arbeitsmarktkomponente ausdrücklich abgelehnt. Anders als die Kommission will Dieter Hundt auch die demographischen Veränderungen der nächsten Jahrzehnte voll auf die Rentner abwälzen.

Der BDA-Präsident will das Rentenniveau parallel zur steigenden Lebenserwartung abgesenkt sehen. Der Vorschlag von Norbert Blüm, die sogenannte Eckrente bis zum Jahr 2030 von heute 71 Prozent auf dann 64 Prozent des durchschnittlichen Nettogehaltes zu kürzen, berücksichtig nach Ansicht von Hundt die Mehrbelastung der Rentenkassen durch die höhere Lebenserwartung nur zur Hälfte. Die sogenannte Eckrente, für die ein Arbeitnehmer 45 Jahre lang ein Durchschnittseinkommen bezogen haben muß, erreicht allerings schon heute nur eine Minderheit der Rentner. Zur Zeit liegt diese Eckrente bei 2.100 Mark brutto und nach Anzug der Kranken- und Pflegeversicherung bei 1.942 Mark Netto. Die tatsächlichen Bruttorenten liegen zur Zeit im Westen bei 1.839 Mark für Männer und 781 Mark für Frauen. ü.o.