Brutaler Grenzschützer

■ Asylbewerberin bei Abschiebung den Mittelhandknochen gebrochen

Frankfurt/Main (taz) – Judith Rosner von der „Arbeitsgemeinschaft gegen internationale sexuelle und rassistische Ausbeutung e.V.“ (agisra) berichtete gestern in Frankfurt über den Fall der abgelehnten Asylbewerberin Tina Thoualy von der Elfenbeinküste. Die Afrikanerin sollte am 21. Januar vom BGS in einem dritten Versuch über den Flughafen Düsseldorf in ihr Heimatland abgeschoben werden. Schon zwei vorangegangene Abschiebeversuche im vergangenen Jahr mußten vom Frankfurter BGS abgebrochen werden, weil die Piloten die sich wehrende Frau nicht an Bord behalten wollten.

Thoualy seien bei jedem Abschiebeversuch von Beamten des BGS Stahlhandschellen angelegt worden. Zeitweise sei ihr von einem Beamten das Kopfkissen des Flugzeugsitzes auf den Mund gedrückt worden, um sie zum Schweigen zu bringen. Auch seien ihr die rechten Finger gewaltsam so überstreckt worden, daß ihr der Mittelhandknochen gebrochen sei. Thoualy mußte sechs Wochen lang stationär behandelt werden.

1993 war sie von der Elfenbeinküste nach Deutschland geflohen. Ihren Angaben zufolge war ihr Vater dort als politischer Gefangener zu Tode gefoltert worden. Ihre Asylanträge wurden abgelehnt, obwohl die Afrikanerin darauf hinwies, politisch oppositionell gearbeitet zu haben. Als „besonders perfide“ wertet es die agisra, daß Thoualy an jenem Tag abermals abgeschoben werden sollte, an dem ein Gericht wegen der langen Haftdauer die Aufhebung ihrer Abschiebehaft angeordnet hatte.

Die Gelnhausener Ausländerbehörde hat jetzt verfügt, daß sich Thoualy noch zwei Wochen in Deutschland aufhalten dürfe. Reise sie dann nicht „freiwillig“ aus, werde ein vierter Abschiebeversuch unternommen. Und der, so ein Sachbearbeiter auf Nachfrage, werde „mit Sicherheit gelingen“. Die Menschenrechtsorganisation agisra fordert ein Bleiberecht für Thoualy. Die Frau sei „völlig am Ende“. kpk