Azubi-Markt am Wendepunkt?

■ Bildungsträger fürchten Einschnitte bei Azubi-Förderung

In der Bremer Bildungslandschaft keimt Unruhe: Viele Träger, die jugendliche Azubis seit Jahren unterrichten, damit diese am Ausbildungsplatz mit- und durchhalten, sind elektrisiert. Einer der Gründe: Die rund 700 Bremer Plätze für „Ausbildungsbegleitende Hilfe“, kurz: ABH, wurden auf Geheiß des Bundesrechnungshofes in diesem Jahr erstmalig öffentlich vom Arbeitsamt ausgeschrieben. Darüber, ob sich der Markt im freien Wettbewerb ab Kursbeginn im April ändert, wird unterdessen so beharrlich geschwiegen, daß die Gerüchteküche brodelt. Die häufigste Äußerung: „Wenn das Angebot zum Dumpingpreis dem bewährten Träger vorgezogen würde, wären wir sehr erbost.“ So spricht nicht nur die zuständige Mitarbeiterin der Wirtschafts-und Sozialakademie, Heidemarie Voss. Bei anderen, großen Trägern von Azubi-Förderunterricht wiederum, wie Arbeiterbildungs-Centrum (ABC) oder Bildungszentrum der Wirtschaft im Unterwesergebiet (BWU), hat man so kurz vor einer Entscheidung in der kommenden Woche lieber keine Zeit für Presseauskünfte.

Bis Montag brodelt die Gerüchteküche bei dem runden Dutzend bremischer Azubi-Förderer auf Sparflamme. Frühestens dann wird das Arbeitsamt ihnen eine Antwort auf die Frage geben, ob sie mit den seit Jahren durchgeführten Maßnahmen zur „Benachteiligtenförderung“ weitermachen können. Unterdessen wird die allgemeine Sorge dadurch bestärkt, daß mehrere Bremer Bildungsveranstalter für die staatliche „Nachhilfe“, wie die jugendlichen NutzerInnen die ABHilfe nennen, schon angewiesen wurden, freigewordene Kursplätze nicht wieder zu belegen. „Insgesamt geht es dabei um richtig viel Geld“, sagen Insider.

Auch Eltern, die diese Woche beim Arbeitsamt nach ABH fragten, staunten nicht schlecht. „Wir können Ihnen da im Moment wirklich keine Auskunft geben“, hieß es freundlich aber bestimmt bei der Berufsberatung. Ende der Durchsage. Die theorieschwache Friseurin, der mathematisch unbegabte Schlosserlehrling und die türkische Hauswirtschaftsazubi mit Deutschproblemen werden sich gedulden müssen.

Der Umfang der Finanzierung für den „Selbstläufer ABH“, der seit Beginn der 90er richtig boomt, werde in Nürnberg bestimmt, sagt der zuständige Referent für berufliche Rehabilitation beim Bremer Arbeitsamt, Werner Ahrens. Bremen dürfe Gelder höchstens, statt in die Lehrlings-Nachhilfe ABH, in die Überbetriebliche Ausbildung verschieben. Allerdings sei der Start von den ganztägigen schulischen Ausbildungsstätten aus ins wirkliche Betriebsleben eher schwieriger.

„Nicht nur Träger in Bremen befürchten Einschnitte“, weiß auch die Referentin des übergeordneten Landesarbeitsamtes in Hannover. Seit einem Treffen aller Arbeitsamtsvertreter Mitte dieser Woche sei klar, daß einzelne Arbeitsämter weniger Geld aus dem 40-c-Topf für Azubis – für ABH und überbetriebliche Ausbildung zusammen – bekommen werden. „Aber insgesamt stehen statt der 161 Millionen Mark vom letzten Jahr jetzt 164 Millionen bereit.“ Im Arbeitsamt Verden hat diese Nachricht jedoch keine Zuversicht ausgelöst: Azubis, die jetzt Hilfe suchen, weil sie Angst haben, die Prüfung im Juni nicht zu bestehen, werden dort abgewimmelt. Gleiches gilt in den untergeordneten Arbeitsämtern Achim, Hoja, Rotenburg und Syke. „Wir richten uns bei allen Ämtern darauf ein, gründlich zu rechnen“, sagt der Verdener Berufsberater Heiko Peters. Denn als sicher gilt in Hannover vorerst nur: „Bestehende Verträge mit ABH-Anbietern werden eingehalten“. ede

Informationen über ABH erteilt die Berufsberatung beim Bremer Arbeitsamt, Tel.: 178-2631