Kuhhandel um den Bewag-Verkauf

■ Internes Bewag-Szenario: Übernahme durch deutsche Stromkonzerne möglich, wenn Preag die Energieversorger des Umlandes abgibt. Kartellamt bestätigt Gespräche, Preag und Bewag dementieren

Die Übernahme der Bewag durch die deutschen Stromkonzerne ist trotz momentan großer Bedenken des Bundeskartellamtes möglich. Das geht aus einem Szenario hervor, das die Bewag Ende vergangenen Jahres intern erstellt hat. Kern der Überlegungen ist die Beseitigung des größten kartellrechtlichen Hindernisses für den Kauf durch die PreussenElektra. Die Preag müßte demnach ihre Beteiligungen an den Stromversorgern des Berliner Umlandes aufgeben. Das Bundeskartellamt bestätigte auf Anfrage, Ende letzten Jahres sei eine solche Variante mit der Preag diskutiert worden. Preag und Bewag dagegen dementieren, daß es solche Pläne gibt.

Hintergrund der Überlegungen bei der Bewag ist die Ankündigung des Bundeskartellamtes, eine Erhöhung der Preag-Anteile an der Bewag (bisher 10 Prozent des Kapitals, 14 Prozent der Stimmanteile) zu untersagen. Grund für diese Ablehnung durch die Wettbewerbshüter sind die Beteiligung der Preag mit jeweils 51 Prozent an den Stromversorgern Ose (Frankfurt/Oder) und Mevag (Potsdam) sowie die 26prozentige Beteiligung der Preag am Umland-Stromversorger Veag. In einer internen Überlegung zu möglichen Varianten des Verkaufs hat die Bewag neben anderen Alternativen auch diese durchgespielt: Die Preag trennt sich von einigen oder allen dieser Beteiligungen und bekommt dafür beim Poker um die Bewag grünes Licht vom Kartellamt. Dem untereinander abgestimmten Angebot der deutschen Atomkonzerne durch die Viag, HEW und die Preag-Mutter Veba für 50,8 Prozent der Bewag- Anteile stünde nichts mehr im Weg.

Diese Überlegungen bestätigt auch die Sprecherin des Kartellamtes, Elke Zeise: Bei einer Sitzung mit Preag-Vertretern Ende 1996 sei die Aufgabe der Umland- Stromversorger Mevag und Ose durch die Preag als Lösung angesprochen worden. „Damit wäre für uns das Haupthindernis für einen Verkauf an die Preag beseitigt“, meinte Zeise. Zwar müsse dann noch die Stellung der Preag bei der Veag untersucht werden, die der Bewag Strom liefert, doch eine solche Situation ändere die „gesamte Einschätzung des Falles“.

Pläne zur Aufgabe von Mevag oder Ose habe die Preag allerdings nicht, betonte Preag-Sprecherin Angela Ettl. „An solchen Meldungen ist überhaupt nichts dran.“ Auch Bewag-Sprecher Reinhard Heitzmann dementierte solche Überlegungen: „Wir denken über alles nach, aber wir haben eine solche Sache nicht ausgearbeitet.“

„Das ist ein mit Sicherheit möglicher Deal“, meint dagegen Lutz Mez, Energieexperte an der Freien Universität. Die deutschen Stromkonzerne würden „alle Schachzüge überdenken“, um den amerikanischen Bewerber Southern Company aus dem Verfahren zu drängen und das deutsche Stromkartell zu sichern.

Der Verkauf aller Bewag-Landesanteile von 50,8 Prozent ist inzwischen auch vom Abgeordnetenhaus beschlossen worden. Am späten Donnerstag scheiterte die bündnisgrüne Fraktion mit einem Antrag, das Geschäft aus arbeitsmarkt- und umweltpolitischen Gründen zu verhindern. In namentlicher Abstimmung votierten 111 Abgeordnete für den Verkauf, 59 Parlamentarier stimmten dagegen, und 13 enthielten sich der Stimme. Bernhard Pötter