Ein Familientreffen wird zur Marketing-Hoffnung

■ Wie der DFB versucht, das heute in Frankfurt beginnende Hallenmasters der Frauen-Bundesliga aufzuwerten, und dabei auf bescheidenes Medieninteresse hofft

Frankfurt/Main (taz) – Hallenfußball ist nicht unbedingt die Sache von Jürgen Strödter. „Sehr, sehr gespalten“ sei sein Verhältnis zum weiblichen Kick unterm Hallendach, sagt der Trainer und Manager des FSV Frankfurt. Nur einmal hat der Erste der Frauen-Bundesliga sein Können in der Winterpause bis dato unter Beweis gestellt und dabei das internationale Turnier des Süd-Bundesligisten TSV Crailsheim gewonnen. Doch für Strödter war anderes entscheidend: „Das Wichtigste war, daß sich niemand verletzt hat.“ Klar: Sportliche Meriten werden ausschließlich in freier Luft erworben, jeweils im Frühling bei nationaler Meisterschaft und DFB-Pokal. Der FSV Frankfurt hat dabei eine Chance schon vergeben: Im Viertelfinale kam das Pokal-Aus gegen Eintracht Rheine.

Klar ist deshalb auch, daß sich Strödter ganz der Meisterschaft verschrieben hat – trotz des DFB- Hallenmasters, das heute und morgen in Frankfurt/Main stattfindet. Die jeweils ersten vier der beiden Bundesligen treten an. Eine spezielle Vorbereitung gab es für die Frankfurterinnen nicht: Strödter flog vor dem Turnier mit seiner Frauschaft für zwei Wochen zum Trainingslager nach Teneriffa.

Die sportliche Geringschätzung des Masters ist die eine Seite. Die andere: Mit dem Masters sieht sich Strödter im Einklang mit dem DFB auf dem Weg der Professionalisierung des Frauenfußballs. Dies sei eine weitere Etappe, um „neue Klientel zu gewinnen“. Zumal der DFB den nationalen Hallenvergleich erstmals zur Chefsache erklärte. Drei Jahre lang zeichnete Bundesligist TuS Ahrbach verantwortlich für das eher beschauliche Turnier, ehe der DFB selbiges von Koblenz nach Frankfurt in die Ballsporthalle holte. Mit der Arbeit von Ahrbach sei der DFB „nicht unzufrieden gewesen“, sagt die beim DFB für Frauenfußball zuständige Heike Ullrich, „wir wollen mal schauen, was in Frankfurt möglich ist.“ Strödter sagt das konsequenter: „Wenn wir weiter familiär bleiben, kommen wir keinen Schritt weiter.“

Den Schritt nach vorne soll die Frankfurter Werbeagentur Gert Trinklein entsprechend begleiten. Der ehemalige Fußballprofi der Frankfurter Eintracht bewarb sich beim DFB – neben Detlev Tank vom bisherigen Veranstalter TuS Ahrbach – um die Ausrichtung des Turniers und erhielt prompt den Zuschlag für die Gesamtvermarktung. Schließlich hat Trinklein Erfahrung mit Veranstaltungen in jener Größenordnung, der sich der Frauenfußball zumindest annähern soll: Die Werbeagentur hat unter anderem das Frankfurter DFB-Männer-Masters organisiert. „Es sind die gleichen Vertragspartner, die Gert Trinklein für die Vermarktung des Frauen-Masters anbietet“, sagt Ullrich. Heißt etwa: Firmennamen zieren die Rundumbande, VIPs besetzen die Logen. „Wie bei den Herren“, betont Ullrich, „das ist alles gesichert.“

Trotz der Zusicherungen, die Trinklein dem DFB geliefert hat, betritt der Frauenfußball auch mit dem Hallen-Masters ungewisses Neuland. Nach wie vor stellt sich die Frage nach den prinzipiellen Grenzen der Vermarktung des Frauen-Kicks. Das ist bei der vor Jahresfrist beschlossenen Eingleisigkeit der Bundesliga so, in der DFB-Vorstandsmitglied Hannelore Ratzeburg „ein großes Wagnis“ erblickte. Nicht anders beim neuen Masters. Als „eine Art Versuch“, bezeichnet Ullrich das DFB-Unternehmen. Und auch Nationalspielerin Martina Voss hat Bedenken: „Die jetzige Praxis geht an der Basis vorbei.“

Der Erfolg des Experiments hängt dabei vor allem am medialen Interesse. Zwar hat die Fernsehrechte am Frauen-Masters das Deutsche Sportfernsehen (DSF) erworben. Genutzt aber wird das Übertragungsrecht nur in geringem Umfang: „Live-Übertragungen sind nicht vorgesehen.“ Eine Stunde lang will der Sportkanal „exklusiv berichten“, heißt es, „die Höhepunkte auf einen Punkt bringen“ – allerdings erst am Montag. Der Grund: „Frauenfußball hat bei uns keinen so hohen Stellenwert.“

In der DFB-Zentrale gibt man sich trotzdem zufrieden mit der Präsenz in deutschen Fernsehhaushalten. „Nicht unglücklich“ sei man über die „exklusive“ DSF- Berichterstattung am Tag nach dem Turnier, so Ullrich. Trotzdem ist auch sie besorgt, was die Zukunft der Veranstaltung abgeht: „Wir werden erst nach dem Masters sehen, ob wir in der jetzigen Form weiterfahren oder wieder abspecken.“ Mit einer schlanken Masters-Variante jedenfalls wäre zumindest einem gedient: Jürgen Strödter könnte am Montag schon das Trainingslager für nächstes Jahr auf Teneriffa buchen – ohne inneren Zwiespalt. Thilo Knott