Deutsche irritieren Italiener mit Euro-Meinung

■ Kohls Berater schließen die sofortige Mitgliedschaft Italiens bei der Währungsunion aus. Immerhin gibt Kohl Garantien für einen Zutritt ab 2002

Rom (taz) – Effektiver könnte auch die italienische Opposition die amtierende Mitte-Links-Regierung nicht destabilisieren: Kaum glauben Italiens Währungshüter ihre Lira reif für den Euro, schon hauen aus deutschen Landen offiziöse Miesmacher dazwischen. Vom Weltwirtschaftsgipfel in Davos ergingen sich der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaftsforschung, Horst Siebert, und der Generaldirektor der Dresdner Bank, Ernst Moritz Lipp, in Andeutungen über Italiens Chancen für eine Mitgliedschaft im Euro-Club der ersten Stunde.

Fazit: Italien hat keine Chance. Dafür aber, so schoben sogleich ebenfalls offiziöse Quellen nach, werde Kanzler Helmut Kohl gegenüber Regierungschef Romano Prodi höchstpersönlich die „Garantie übernehmen, daß Italien in der zweiten Gruppe 2002 dabei sein werde, auch wenn es die Kriterien nicht so ganz erfülle.“

Seither herrscht Hektik in Italines Ministerien: Regierungschef Romano Prodi, ein Christdemokrat fast deutscher Schule und bei Kohl höchst angesehen, hat sein politisches Schicksal an den Euro geknüpft. Immer wieder hat Prodi gesagt, er trete sofort ab, wenn das Verdikt Europas über die Lira negativ ausfalle. Tatsächlich erholt sich die Währung derzeit: Von dem beim Wiedereintritt in das europäische Währungssystem festgelegten Mittelwert von 990 Lire für eine Mark ist sie zeitweise auf 955 geklettert. Aufgrund ständig fallender Zinsen sieht auch das Haushaltsdefizit günstiger aus, als noch vor wenigen Monaten angenommen. Und auch die laut Maastricht-Vertrag zulässige Gesamtverschuldung scheint ein nunmehr nicht mehr ganz und gar unerreichbares Ziel. Die Inflationsrate ist auf 2,6 Prozent gefallen. Die Haushaltsansätze haben auch internationale Anerkennung wegen ihrer Solidität erhalten.

Daß bei den deutschen Äußerungen vor allem teutonische Innenpolitik eine Rolle spielt, wissen auch die Italiener. „Das Wochenende kommt, Deutschlands Politiker üben sich in Sonntagsreden“, frotzelte Romano Prodi und suchte die Ausmaße der Irritationen zu begrenzen. Sicher ist, daß er Kohls Angebot ablehnen wird. „Es wäre wohl auch nicht allzu viel wert“, erklärte ein hochrangiger Berater Prodis, „denn ob Kohl bis 2002 noch im Amt ist, scheint ja nicht nur uns fraglich.“ Werner Raith