Teheran will über Sarkuhi reden

■ Rafsandschani kündigt für morgen Stellungnahme an

Berlin (taz) – Jetzt ist das Verschwinden des Schriftstellers Faradsch Sarkuhi Chefsache: Morgen will sich Irans Staatspräsident Rafsandschani auf einer Pressekonferenz zu dem Fall des Chefredakteurs der Literaturzeitschrift Adineh und seines ebenfalls verschwundenen Bruders Ismail äußern. Das erfuhr der Journalist Per Jönsson in Teheran. Der Redakteur der schwedischen Tageszeitung Dagens Nyhiter ist seit wenigen Tagen im Iran – Aufgabe: die Suche nach den verschwundenen Brüdern Sarkuhi.

„Die iranischen Behörden sind zu keinen Stellungnahmen bereit“, berichtete Jönsson telefonisch aus Teheran. Im Außenministerium habe er zu hören bekommen: „Die ganze Affäre ist ein Versuch westlicher Regierungen, die Beziehungen zwischen Iran und Deutschland zu sabotieren.“ Zu weiteren Angaben sei niemand bereit gewesen. Allerdings: Von seinen Gesprächspartnern würde auch keiner ernsthaft dementieren, daß die Sarkuhis in den Händen des Geheimdienstes seien.

Die beiden Sarkuhis waren vor einer Woche verschwunden. Faradsch Sarkuhi (49) ist Chefredakteur der Literaturzeitschrift Adineh. Er war schon einmal festgenommen worden: am 3. November auf dem Teheraner Flughafen, kurz vor dem Abflug zu seiner in Berlin lebenden Familie. Damals blieb er 47 Tage verschollen.

Der Affäre war ein Treffen beim Kulturreferenten der deutschen Botschaft, Jens Gust, vorausgegangen. Irans Geheimdienst hatte die Runde gestürmt und die anwesenden Iraner – sechs Schriftsteller, darunter Sarkuhi – festgenommen. Gust wurde Ende November aus Teheran abgezogen. Seither ist er für Journalisten nicht zu sprechen. Thomas Dreger