■ Press-Schlag
: England will Fußball nicht hergeben

„Football is coming home“, jubelte ganz England im letzten Jahr, als die Europameisterschaft mit der Halbfinalteilnahme des eigenen Teams und der kompletten Zurückhaltung der Hooligan-Zunft einen unerwartet glimpflichen Verlauf nahm. Nur logisch, daß man zügig daranging, der triumphalen Heimkehr des Fußballs ins Mutterland die Krone aufzusetzen. Die Weltmeisterschaft des Jahres 2006 möchte man ausrichten, und daselbst natürlich, 40 Jahre nach dem Titelgewinn von 1966, endlich wieder die beste Mannschaft des Erdballs werden. Eitel Sonnenschein in Albion, nur dumm, daß es das restliche Europa mal wieder nicht lassen kann, haufenweise Haare in die Suppe zu befördern.

„Ihr werdet nie Weltmeister, weil viele von euch überfordert, übergewichtig und trunksüchtig sind“, verriet den britischen Kickern am Wochenende ein garstiger Kerl namens Fabrizio Ravanelli, italienischer Profi in Reihen des FC Middlesbrough. Kurz zuvor hatte der europäische Fußballverband UEFA der britischen Football Association (FA) bürokratisch knapp mitgeteilt, daß man lediglich die deutsche Bewerbung für die WM 2006 unterstütze.

Diese Unterstützung war schon vor zwei Jahren erklärt worden, um dem FIFA-Präsidenten Joao Havelange eins auszuwischen, der sich für Südafrika ausgesprochen hatte. Der Brasilianer kann sich jetzt ins Fäustchen lachen. Sollten sich England und Deutschland bei der WM-Vergabe im Jahre 2000 die Stimmen abspenstig machen, dürfte Südafrika problemlos durchkommen.

Und die Briten sind nach dem Affront durch die UEFA mehr denn je entschlossen, ihre Bewerbung durchzuziehen. Schon am 12. Februar bietet sich ihnen die erste Gelegenheit zum Zurückschlagen. In Wembley geht es in der WM-Qualifikation gegen die Landsleute des schurkischen Ravanelli, und in der Downing Street will Premierminister Major zuvor beim Lunch den UEFA- Funktionären die Leviten lesen. Furchterregende Aussichten. Matti