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: Routineuntersuchung

„Tatort: Akt in der Sonne“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD

Das war gute alte Polizeiarbeit. Kriminaltechnische Untersuchungen, Zeugenaussagen, Gegenüberstellung, Hausdurchsuchung – die übliche Routine. Nach den Verstiegenheiten und Extravaganzen der letzten Wochen und Monate, nach neurotisch-bärbeißigen Kriminalpsychologen, singenden und rechtsbeugenden Gesetzeshütern und abhebenden außerirdischen Informanten kam nun auch mal wieder das biedere deutsche Beamtentum zum Zuge.

Ein Auftragsdiebstahl, ein Mord. Kommissar Brinkmann trottet so gliederlahm vom Tatort zur Zeugeneinvernahme, als habe er längst jegliche Hoffnung aufgegeben, noch in diesem Leben die angesammelten Überstunden abfeiern zu können. Die eigentliche Verbrecherjagd überläßt er ohnedies den Burschen von der grünweißen Garde, die haben noch junge Beine. „Ruft den Notarzt“, brüllt er vom Balkon der Täterwohnung und macht dabei keinerlei Anstalten, sich unter Umständen selbst zu bemühen.

Der Mann tut eben nur seine Arbeit. Für sportliche Höchstleistungen wird er nicht bezahlt, für Geniestreiche auch nicht. Der vorliegende Fall wäre wohl auch nie im Sinne der Gerechtigkeit aufgeklärt worden, hätte nicht Kommissar Zufall dem Zuschauer zuliebe Sonderschichten eingelegt. Mörder und Dieb treffen sich punktgenau im Schlafzimmer ihres Opfers, zu gegebener Zeit zieht ein Beteiligter ein entlarvendes Foto aus der Tasche, und dann kreuzt auch noch das markant gekennzeichnete Auto des Täters den Weg der Tochter des fälschlich Verdächtigten, die wiederum umgehend zur Verfolgung ansetzt...

Kurzum, es war ein „Tatort“ wie aus vergangenen Zeiten, mit faktenschweren Dialogen und gewagten Konstruktionen. Kommissar Brinkmann, sein Darsteller Karl-Heinz von Hassel und der Autor und Regisseur Heinz Schirk sind altgediente Veteranen, denen jeder modische Schnickschnack fernliegt. Dergleichen würde ihnen ohnehin nicht gut anstehen. So waren denn die kulinarischen Qualitäten dieses Sonntagskrimis gleich Null, der Kommissar blaß und die üblichen Verdächtigen schon derart normal, daß sie dem Nachbarhaus entnommen sein könnten – unspektakuläre neunzig Minuten also, die man gleichwohl als angenehme Abwechslung empfinden konnte. Dabei sollte es aber auch bleiben. Harald Keller