Transrapid in der Light-Version

■ Bündnisgrüne vermuten Vorbereitungen für den geordneten Ausstieg. Sie empfehlen den Ausbau des ICE

Berlin (taz) – Der Rückzug aus dem Milliardenprojekt Transrapid hat begonnen: Nachdem Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (CDU) bereits Mitte Januar klargestellt hatte, daß die Magnetbahntrasse Hamburg–Berlin nicht zu jedem Preis gebaut werde, gibt es nun Pläne einer „Light-Version“ der Magnetschwebebahn. Der CDU-Abgeordnete Werner Kuhn sagte vor dem Wochenende, man müsse möglicherweise „im ersten Schritt bei Teilstrecken auf die Doppelgleisigkeit verzichten“.

Technisch wäre das kein Problem. Inhaltlich aber sehr wohl. Im Bundesverkehrsministerium, bei der Magnetbahnplanungsgesellschaft und dem am Bau beteiligten Thyssen-Konzern reagiert man äußerst zugeknöpft auf die Idee. Man werde „erst rechnen, dann diskutieren“, sagt Reiner Hochscheid von Thyssen; von Überlegungen einer teilweise einspurigen Trasse sei ihm nichts bekannt.

In der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Grüne allerdings kennt man interne Überlegungen, das Projekt Transrapid abzuspecken. Mit einer teilweise eingleisigen Trassenführung solle die Vorgabe des Bundesverkehrsministeriums erreicht werden, die Kosten für den Fahrweg unter sechs Milliarden Mark zu halten. Sollte die Trasse wie geplant zweispurig gebaut werden, würde der Kostenrahmen schon heute überschritten, da sich der Fahrweg durch die Anbindung Schwerins und die Streckenführung in Berlin bis zum Lehrter Bahnhof auf 292 Kilometer verlängert habe. Bereits ohne Preisanpassung würden so die Baukosten für den vom Bund bezahlten Fahrweg von 5,6 Milliarden (Preise von 1993) auf 6,1 Milliarden steigen.

Die Bündnisgrünen empfehlen statt der Transrapidtrasse einen Ausbau der ICE-Verbindung Berlin–Hamburg. In drei Stufen solle die Fahrzeit von derzeit zwei Stunden und 11 Minuten zunächst unter zwei Stunden und schließlich auf 90 Minuten gesenkt werden. Gesamtkosten: 1,65 Milliarden Mark.

Ein einspuriger Transrapid wäre sogar zeitlich kaum noch attraktiver. Der ursprünglich geplante Zehn-Minuten- Takt ist nämlich im Einspurverkehr nicht mehr möglich. Verzögerungen könnten auch im Gegenverkehr auftauchen, wenn Züge nicht sekundengenau abgestimmt werden. Verkehrsminister Wissmann und seine Transrapid- Mitstreiter aus Industrie und Planungsgesellschaft haben sich selbst die Galgenfrist gesetzt: Ende März, Anfang April wird die Wirtschaftlichkeitsberechnung für den Transrapid vorgelegt. Und spätestens dann wird sich zeigen, ob die Diskussion über Transrapid „Light“ einfach nur der Einstieg in den Ausstieg war. Gudrun Giese