■ SURFBRETT
: Digitales Fernrohr für einen Kometen

Bei diesem Sauwetter bleibt einem nichts weiter übrig, als sich treiben zu lassen. Visability: bad. Ein erhöhter Standpunkt wäre nicht schlecht, dann könnte man das astronomische Wunder des Tages mit bloßem Auge erkennen, bevor es hinter dem Horizont verschwindet. Aber richtige Berge gibt es nur in den Alpen, zum Beispiel in Österreich, und wirklich: Das Hale-Bopp Netz Österreich (http:// www1.arcs.ac.at/baa/hbp/start.htm), hat ihn fest im Griff, den Kometen Hale- Bopp, der gerade jetzt an uns vorbeifliegt.

Der Server zeigt Suchkarten, aktuelle Bilder und erzählt die Geschichte des Kometen, der anno 1995 plötzlich hinter der Jupiterbahn auftauchte und fast gleichzeitig von den Amateurastronomen Alan Hale in New Mexico und Thomas Bopp in Arizona entdeckt wurde. Wenn die Nacht mal klar ist, kann man ihn mit bloßem Auge erkennen (na ja, ein Fernglas wäre nicht schlecht!). Einfach gerade nach Osten schauen, dann etwas nach links und das Kinn ein klein wenig anheben. Knapp unterhalb von Cygnus und Anfang März durchfliegt er die Grenze zwischen Andromeda und Kassiopeia. Eindeutig erkennbar ist er an dem hellen Schweif, mit dem jeder bessere Komet ausgestattet ist. Die Österreicher beobachten ihn unermüdlich, und beinahe täglich erscheinen neue Reporte. Die vom Jänner (Januar) sind schon gut, aber nun fängt es an, richtig spannend zu werden – er kommt uns nah.

Das ist besser als die Nasa, die dem Kometen eine wissenschaftlich-astronomische Website gewidmet hat (http:// newproducts.jpl.nasa.gov/comet/). Bei Günther Wuchtel vom Verein Küffner Sternwarte erfahren wir mehr. Auf seiner Homepage (http://venus.ast.univie.ac.at/ ;wuchterl/hale-bopp_at.html) gibt es aktuelle Fotos, aufgenommen vom erhöhten Standpunkt, und Augenzeugenberichte. Er selbst schreibt: „Hale-Bopp ist der neue Stern im Sommerdreieck. Freiäugig war er ab 6h über Wien ein Stern heller als gamma Aqu. Hale-Bopp bleibt eines der letzten Objekte, die in der Dämmerung verschwinden.“ Und seine Kollegin Anneliese Haika hat ganz ähnliche Beobachtungen gemacht: „Er ist mit freiem Auge schon ganz deutlich zu sehen, auch durch das Fenster. Man kann ihn leicht mit einem Stern verwechseln, weil er sehr kompakt ist. Mit dem Feldstecher sieht man ihn schon sehr hell, mit einem weit gefächerten Schweifansatz. Er ist sehr schön!“ Die Fotos beweisen das schlagend. Darin ist das Web jeder Berliner Wetterlage haushoch überlegen. groenling@compuserve.com