Zugleich in zwei Büros

■ Öko-Institut legt Studie zur Telearbeit vor: Verkehrsvermeidung nicht in Sicht

Freiburg/Berlin (taz) – Die Effekte von Teleheimarbeit auf die Umwelt werden hoffnungslos überschätzt: Das ist die Kernaussage einer achtzigseitigen Studie des Freiburger Öko-Instituts, die kurz vor der Veröffentlichung steht.

„Virtuelle Luftschlösser“ hätten die Befürworter der Telearbeit gebaut, meinen die Autoren der Studie, zu denen neben dem Chemiker Rainer Grießhammer ein Verkehrswissenschaftler und zwei Ökonomen gehörten. Von einer deutlichen Verkehrsvermeidung und Umweltentlastung durch die computergestützte Heimarbeit könne keine Rede sein.

Tatsächlich kommen die Autoren zu dem Ergebnis, daß die Umweltbelastung durch Telearbeit sogar steigt. Das hängt unter anderem mit der praktischen Organisation vieler dieser Arbeitsplätze zusammen: Zumeist pendeln die Beschäftigten zwischen dem heimischen und dem firmeneigenen Arbeitsplatz. Solch sogenannte alternierende Telearbeit allerdings bedeutet eine Verdopplung der Umweltbelastung am Arbeitsplatz, da zwei Büros und zwei Computer mit Zusatzgeräten benötigt werden.

Unklar ist nach den Erkenntnissen des Öko-Instituts, wie groß das Potential an Telearbeitsplätzen überhaupt ist. Je nach Definition kommen verschiedene Institutionen zu unterschiedlichen Zahlen: 3.000 Jobs nennt der DGB, 150.000 die Gesellschaft für Kommunikations- und Technologieforschung Empirica. Nach Einschätzung der Bundesregierung könnten längerfristig gar fünf bis zehn Prozent der heutigen 35 Millionen Arbeitsplätze im Land an die heimischen Bildschirme verlagert werden.

Da sich jedoch der Trend abzeichne, wenn überhaupt, zwischen Heim und Firma alternierende Telearbeitsplätze einzurichten, würde kaum Autoverkehr vermieden, so das Öko-Institut. Man könne „im allergünstigsten Fall von einer geringen Verkehrsentlastung in Höhe von maximal einem Prozent“ ausgehen.

Zu einer anderen Einschätzung gelangt Robert Gassner vom Berliner Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT): Langzeitstudien in den Niederlanden und den USA hätten ergeben, daß Telearbeiter deutlich weniger mit dem Auto unterwegs seien als die in externen Betrieben Beschäftigten. Allerdings sei das Angebot von Telearbeitsplätzen selbst nicht ausreichend für eine Verkehrsvermeidung, so Gassner, der bereits 1994 ein Buch über die Auswirkungen moderner Telekommunikationstechniken veröffentlicht hatte. Entscheidend sei vielmehr, ob die Betriebe, die solche Arbeitsplätze einrichteten, bei den Beschäftigten dann auch für Verkehrsvermeidung werben würden. Gudrun Giese