„Quelle C“ war Agent

■ Belastungszeuge im Mykonos-Prozeß offenbart seine Identität

Berlin (dpa) – Die Schlüsselfigur im Berliner Mykonos-Prozeß – die sogenannte „Quelle C“ – hat gestern erstmals öffentlich seine Identität als früherer Geheimdienstmitarbeiter und Geheimdiplomat Irans preisgegeben. Überraschend nannte der 39jährige vor dem Berliner Kammergericht seinen Namen: Abolghasem Mesbahi. Er gab auch Details zur Freilassung des in den Jahren 1987 und 1988 im Libanon als Geisel festgehaltenen Hoechst-Managers Rudolf Cordes bekannt. Er untermauerte damit Angaben zu seiner eigenen Biographie. Die war von seiten der iranischen Regierung angezweifelt worden, nachdem Meshabi im Herbst letzten Jahres als Zeuge der Anklage unter Ausschluß der Öffentlichkeit im Mykonos-Prozeß ausgesagt hatte. Er hatte dabei die iranische Regierung schwer belastet. Das iranische Außenministerium hatte daraufhin der Bundesregierung ein mehrseitiges Dossier zukommen lassen, in dem Meshabis Mitarbeit im iranischen Geheimdienst bestritten wird und ihm zudem mehrere Betrugsdelikte zur Last gelegt werden. Die dafür mitgesandten Belege werden allerdings von seiten der Nebenklage als kaum beweisträchtig eingeschätzt.

Wie Meshabi gestern dem Gericht erläuterte, hatte er 1987 und 1988 für den Iran Geheimverhandlungen mit deutschen Politikern über die Freilassung geführt. Nach seiner Darstellung sei Bedingung Teherans für ein Ende der Geiselhaft die Entlassung eines der in Deutschland inhaftierten Hamadi- Brüder gewesen. Er habe Gespräche mit den SPD-Politikern Erhard Eppler, Hans Koschnick, Hans-Jochen Vogel und Hans-Jürgen Wischnewski geführt.

Abbas Hamadi war 1993 aus der Haft entlassen worden. Er war für die Entführung von Cordes im April 1988 zu 13 Jahren Haft verurteilt worden – zu einem Zeitpunkt, als der Manager noch im Libanon festgehalten wurde. Die vorzeitige Entlassung von Hamadi war damals als ungewöhnlich bezeichnet worden.