Holsten und Bavaria: Das Brauerei-Monopoly des Voscherau-Intimus Klaus Asche

Schon in wenigen Tagen könnte in Hamburg, wo einst mehr als 500 Betriebe Bier brauten, ein stadtstaatliches Biermonopol entstehen: Die Holsten AG, unter ihrem Chef und Voscherau-Intimus Klaus Asche zum drittgrößten deutschen Bierkonzern aufgestiegen, dürfte der lachende Dritte beim Brauerei-Monopoly des angeschlagenen Getränkegiganten Brau und Brunnen mit seinem Liquiditätsopfer Bavaria in St. Pauli sein.

Selbst wenn am 13. Februar der Aufsichtsrat der Brau und Brunnen noch nicht über die Zukunft der Bavaria entscheiden sollte, hat ein Erhalt der Brauerei kaum noch Aussicht auf Erfolg. Es geht voraussichtlich nur noch um die Frage, wer wo die Marken Astra und Ratsherren braut. Der Hamburger Senat unterstützt die Holsten AG, die nur zu gerne der Konkurrenz diese Marken und damit Marktanteile günstig abkaufen möchte. Holsten wäre dann im Norden absolut konkurrenzlos. Um der in St. Pauli ebenfalls heftig angeschlagenen SPD zu helfen, dürfte Holsten einen Gutteil der 500 Bavaria-BrauerInnen mit übernehmen.

Noch ziert sich Bavaria-Chef Friedrich Ebeling vor dieser Unterwerfungsgeste. Er möchte das Bavaria-Gelände teuer verkaufen, Marken und Marktanteile aber behalten. Doch die SPD macht Druck: Sie droht, die Veräußerung der Brauerei durch ein Festhalten am bisherigen Bebauungsplan erheblich weniger lukrativ zu machen.

Die Chancen des Holsten-Ma-nagements, welches schon heute einen gefährlich hohen Einfluß auf die städtische Politik nimmt, zum Hamburger Biermonopolisten aufzusteigen, stehen also prächtig. Zwar leidet auch die Holsten AG kräftig unter der Bierabsatzflaute. Sie hat aber die Brau und Brunnen wesensverwandte Vision, zur größten deutschen Marke aufzusteigen und Europa mit Einheitsbieren zu überschwemmen, kaufmännisch weit vorsichtiger angepackt als der wachstumshypnotisierte Kollege Ebeling.

Gelingt Holsten der Astra-Coup, dann wird Chefbrauer Asche fraglos von Verantwortung für Stadt und Arbeitsplätze sprechen. Was er darunter versteht, hat er als einstiger Chef der Handelskammer gleich mehrfach zu Protokoll gegeben. Zum Beispiel am 31. Dezember 1989: „Armut ist ein relativer Begriff. Das leichtfertige Lamentieren von der Neuen Armut muß viele kränken, die Hunger und wirkliche Armut kennengelernt haben. Ich halte auch den Versuch, die Existenz einer ,Zwei-Drittel-Gesellschaft' dadurch zu beweisen, daß per Definition jeder als arm bezeichnet wird, der nur die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens oder weniger verdient, für wirklich unseriös.“

Florian Marten