„Applause: Here come the supa emcees!“

■ Das HipHop-Trio „De La Soul“ ließ im „Modernes“ das Publikum die Show machen und erntete viel „De la de la de la de!“

Das HipHop-Trio „De La Soul“ ist schon eine komische Truppe. In den 80ern gewandeten sich die New Yorker unstandesgemäß in bunten Schlabberklamotten mit Blümchenmustern, machten sich in Texten und Videos über die Riten der HipHop-Szene lustig und blieben doch stets ein höchst respektierter Teil von ihr. Ihr zweites Album nannten sie „De La Soul is Dead“, und ähnlich Unheilvolles gibt es auch zum neuen Album „Stakes is High“ zu hören: Sollte es sich nicht anständig verkaufen, wird mit Bandauflösung gedroht.

Völlig klar also, daß das dicht an dicht gedrängte Publikum am Freitag im „Modernes“ besonders ausgelassen feiern wollte; der erste Bremen-Auftritt von „De La Soul“ könnte schließlich der letzte sein. Auf die Party wurde trefflich eingestimmt: ausgewählte schwarze Musik aus der Konserve, ein paar Worte vom „Delight“-DJ und -Mitbesitzer Choco und ein Auftritt der Heidelberger Rapperin Cora E. Souverän und mitreißend rappte sie u. a. über ihre Vergangenheit als Mittelschichtskind beim Abstieg in tiefere soziale Gefilde nach der Scheidung der Eltern. Für Bewegung sorgten zwei Formations-Breakdancer. Cora E.'s DJ verstand sich nicht nur auf bauchige Beats, sondern auch auf glasklare Melodiefetzen und Harmonien.

Da hätten sich „De La Soul“ direkt etwas abgucken können. Die beiden Rapper plus DJ waren zwar glänzend aufgelegt und improvisationsfreudig, aber oft war ihr Sound besser gemeint als gemacht. Viele Feinheiten gingen im dumpfen Takt unter. Lediglich einmal kam der musikalische Witz herüber: In einer Nummer, in deren Text das Publikum nach seiner Kenntnis über diverse HipHop-Größen befragt wurde, kam vom Plattenteller zur jeweiligen Textzeile ein kurzes musikalisches Zitat des gerade erwähnten Künstlers. Ansonsten gab es viel Hektik an den Plattentellern. Durch Hits wie „Me, Myself & I“, „Saturday“ oder „Ring Ring“ wurde mit einem Affenzahn gehetzt, wobei unklar war, ob die drei schnell das lästige Evergreen-Programm abhaken oder tatsächlich neue Versionen kredenzen wollten.

Am besten waren „De La Soul“, wenn sie das Publikum die Show machen ließen. Flink teilten sie den Saal in zwei Parteien und ließen sie gegeneinander anschreien, auf daß ermittelt werden könne, wo die richtig echten HipHop-People zu finden seien. Auf Kommando sang man „De la de la de la de!“, rief „Fuck you!“, worauf von der Band natürlich ein herzhaftes „Well, fuck you, too!“ zurückkam, oder schwenkte die Arme über den Köpfen. Dazu wurde man so unverkrampft animiert, daß es ein leichtes war mitzutun, ohne sich blöd vorzukommen. Zu gucken gab es auch etwas: Hinter die Band wurden Dias mit Schriften wie „Here come the supa emcees!“ oder „Applause!“ oder Bildern von Nudeln projiziert. Weil sie lecker schmecken und sich viele Slang-Wörter auf Pasta reimen.

Trotz der ausgelassenen Stimmung gab es keine Zugabe. Es wurde auch keine gefordert. Die Schlitzohren hatten beim Verlassen der Bühne einfach die Musik laufen lassen, und als das Licht anging, war es zu spät.

Andreas Neuenkirchen