„Siemens wäscht strahlend weiß“

■ Über 30 Festnahmen bei Demo gegen Siemens, an der 3.500 Menschen teilnahmen. Nur 300 marschierten gegen G7-Gipfel

Begleitet von einem massiven Polizeiaufgebot beteiligten sich am Samstag nach Angaben der Veranstalter rund 3.500 Leute an der Anti-Atom-Demonstration anläßlich des 150jährigen Firmenjubiläums der Siemens AG. Dem Ermittlungsausschuß (EA) lagen gestern Meldungen über 32 Festnahmen vor. Nach Polizeiangaben wurden mehr als 20 Personen „wegen Sachbeschädigung und Widerstand gegen Polizeibeamte“ festgenommen. Rund 350 DemonstrantInnen waren bereits am Samstagvormittag gegen das Treffen der G7-Finanzminister im Opernpalais auf die Straße gegangen.

Allein 24 TeilnehmerInnen sind nach Angaben des EA nach der Abschlußkundgebung und der offiziellen Auflösung der Anti-Siemens-Demo gegen 17 Uhr in der Kantstraße Ecke Joachimsthaler Straße festgenommen worden, wobei die Beamten nach Aussagen von Beobachtern „sehr brutal“ vorgegangen seien. „Uns wurde ein Fall berichtet, bei dem ein Polizist einem bereits auf dem Boden liegenden Demonstranten mit dem Knie auf den Kopf gesprungen ist“, sagte eine EA-Mitarbeiterin.

Die DemonstratInnen forderten auf dem Weg vom Breitscheidplatz über das Salzufer zurück zum Zoo den Stopp der Castor-Transporte ins Zwischenlager in Gorleben und die Stillegung aller Atomkraftwerke. Gegen den für Anfang März geplanten Transport des „Castor-Six-Packs“ riefen AtomkraftgegnerInnen aus dem Wendland zu entschiedenem Widerstand auf: „Gorleben ist überall. Tag X – wir stellen uns quer“ hieß es auf Ortsschildern nachempfundenen gelben Plakaten. Der Protest richtete sich gegen Siemens als einen Protagonisten des Atomprogramms. Mit der Aufschrift „Siemens wäscht strahlend weiß“ war eine mitgeführte Waschmaschine aus Pappe versehen. Ein Aktionsbündnis forderte die sofortige Entschädigung der Siemens-ZwangsarbeiterInnen während des Nationalsozialismus und die „rückhaltlose Aufklärung der Firmengeschichte“.

Kurz vor Ende der Demonstration kam es am Bahnhof Zoo zu Handgreiflichkeiten zwischen TeilnehmerInnen und Fußballfans von Hansa Rostock. Diese waren zum Spiel ihrer Mannschaft im Olympiastadion gegen Borussia Dortmund angereist. Beim Protestmarsch gegen die G7-Tagung, der vom Rosa-Luxemburg-Platz zum Roten Rathaus führte, trugen DemonstrantInnen unter anderem ein Transparent mit der Aufschrift: „G7: Für das Geld der Reichen gehen sie über Leichen“. Vor der Demonstration war den VeranstalterInnen untersagt worden, ihre Lautsprecheranlage in voller Lautstärke zu nutzen. Die Gipfel-Teilnehmer sollten durch den Lärm nicht gestört werden, begründete dies eine Sprecherin der Polizei. Monika Hinner