Mittäter gesucht

■ Lübeck-Prozeß: Vierzehnjähriger streitet Unterstellungen der Staatsanwaltschaft ab

„Wir warn–s“, soll Safwan Eid dem Rettungssanitäter Jens L. gestanden haben. „Wir“ hätten in der Flüchtlingsunterkunft in der Lübecker Hafenstraße das Feuer gelegt, durch das im Januar vergangenen Jahres 10 Menschen starben. Doch wer ist „wir“? Auf die Suche nach einem Mittäter des angeklagten Libanesen Safwan Eid begab sich die Lübecker Staatsanwaltschaft gestern, als vor dem Landgericht der ehemalige Hausbewohner Ray Soussou aussagte.

Auf den 14jährigen Jungen hatten die Ankläger schon lange gewartet. Bei früheren Zeugenvernehmungen hatten sie immer wieder nach Rays Verhalten in der Brandnacht gefragt. Aufgefallen war der Junge erstmals, als die ehemalige Hausbewohnerin Assia El Omari berichtet hatte, Ray Soussou habe im Sommer vor dem Brand eine teerartige Flüssigkeit im Haus ausgeschüttet. Seither befragte Staatsanwalt Michael Böckenhauer alle ehemaligen BewohnerInnen zu dem „Vorfall“.

Jegliche Verdachtsmomente verflüchtigten sich gestern allerdings durch die entwaffnend sichere Aussage des Jungen. Den Teer habe er seinerzeit nicht ausgeschüttet, fertigte er Böckenhauer ab.

Wie schon alle ehemaligen HausbewohnerInnen vor ihm, wurde auch Ray Soussou gefragt, wo er in der Brandnacht das Feuer gesehen habe. Die Frage ist von tragender Bedeutung, weil die Staatsanwaltschaft als Brandherd den ersten Stock vermutet. Die Anwältinnen von Safwan Eid gehen dagegen von einem Brandanschlag von außen und einer Feuerquelle im hölzernen Vorbau des Hauses aus.

Ray Soussou lebte im ersten Stock, wo nach Überzeugung der Ankläger die Flammen zuerst gebrannt haben müßten. Dort jedoch will der 14jährige Junge noch herumgelaufen sein. Auf dem Flur sei zwar Rauch, jedoch kein Feuer gewesen, berichtete er. Von den Treppenstufen zum ersten Stock aus habe er Flammen im Erdgeschoß erblickt, ehe er sich aus einem Fenster rettete.

Elke Spanner/ Christian Eggers