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■ QuerspalteHarald, verzeih uns!

Das habt ihr nun davon. Ihr wolltet ja Harald Juhnkes Hilfeschreie nicht hören. Wolltet nicht sehen, daß er sich nur mit Molle vollaufen ließ, um irgendwo einen schönen Heimplatz zu ergattern. Statt dessen habt ihr euch über das stammelnde Wrack gebeugt und „geht schon wieder“ gesagt, weil ihr Angst um eure Samstagabend-Gaudi hattet. Obwohl gar nichts mehr ging. Schon lange nicht mehr.

Aber ihr habt den kranken Mann immer und immer wieder auf die Bühne geschickt, um euch daran zu ergötzen, wie jemand mit vier Promille Zuckmayr rezitiert. Und auf dem Höhepunkt der Menschenverachtung spannte ihn Armin Müller-Stahl sogar für die eigene Vergangenheitsbewältigung ein und ließ ihn für seinen Therapie-Film „Gespräch mit dem Biest“ den Adolf Hitler doubeln.

Ja, ist es denn ein Wunder, daß die geschundene Kreatur da zum letzten Mittel greift, sich den nächstbesten Farbigen greift und ihm „Du Niggerschwein“ entgegenlallt – was natürlich nicht anderes heißen sollte, als: „Bitte, bitte, schließt mich doch endlich weg.“

Oh nein. Fangt nun nicht wieder an, die verbliebenen Gehirnzellen zu zählen und in der Mülltonne nach leergepichelten Wodkaflaschen zu suchen. Wie die bigotte Boulevardpresse, die Juhnke ständig zu Höchstleistungen anstachelte („Wieder voll!“, „Zu bis obenhin!“, „Zicke, zacke – megahacke“), um ihm nun gnadenlos in den Rücken zu fallen: „Jetzt kommt das juristische Nachspiel“, feixten die gestrigen Schlagzeilen.

Doch weder mit einer Millionenklage, noch mit einem Eimer am Bett ist es diesmal getan. Nein, wenn ihr Juhnke wirklich mögt, müßt ihr diesmal Schluß mit ihm machen. Für immer! Die Ankündigung der ARD, die Zusammenarbeit mit dem Berliner Schauspieler „bis auf weiteres“ aufzukündigen, kann nur ein Anfang sein – zumal sich das anhört, als dürfe er nach ein paar Signierstunde in Auschwitz und Buchenwald wieder mitmachen. Das einzige, was Juhnke jetzt noch hilft, ist die Gummizelle in der Klinik unter Palmen. Oliver Gehrs

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