Leibwächter gewählt

■ In Tula gewinnt Korschakow einen Duma-Sitz und genießt damit Immunität

Moskau (taz) – Alexander Korschakow, nach Whitney Houstons Bodyguard Kevin Costner wohl der Welt bekanntester Vertreter seiner Profession, hat bei Nachwahlen zur Duma in der im Süden Moskaus gelegenen Stadt Tula ein Mandat erringen können. 26 Prozent der Wähler gaben dem ehemaligen Leibwächter von Präsident Jelzin ihre Stimme. Mit knapp 17 Prozent folgt auf Platz zwei Anatoli Paschenko, ein liberaler Politiker und Mitglied der Reformpartei Jegor Gaidars, „Wahl Rußlands“. Er hatte seinen Wahlkampf unter der Losung „Tula den Tuljaken“ geführt.

Mit Hilfe eines Mandats in der heruntergekommenen Waffenschmiede Tula versuchten zahlreiche abgehalfterte Politiker und fragwürdige Halbweltgrößen aus Moskau, ihr Comeback in die Politik zu lancieren. Offenkundig reichte der Lokalpatriotismus nicht aus, um das prominente Präsidentenopfer Korschakow unschädlich zu machen. Während der Präsidentschaftswahlen hatte Jelzin sein treu ergebenes Schutzschild fristlos entlassen. Korschakow kündigte nun an, eine Masse kompromittierenden Materials über den inneren Zirkel der Macht preiszugeben.

Sein Versprechen wird er wohl kaum halten, da seine Weste auch nicht gerade die sauberste ist. Und darum ging es ihm denn auch in erster Linie. Mit dem Sitz in der Duma erhält er parlamentarische Immunität, die ihn vor Strafverfolgung bewahrt. Anfragen bei der zentralen Wahlkommission, aus welchen Mitteln der Kandidat den aufwendigen Wahlkampf bestritt, brachten bisher noch keine Klärung. Korschakow tritt die Nachfolge Alexander Lebeds an, der sein Mandat im Herbst niederlegen mußte. khd