Gegen Waldvertrag

■ Umweltschützer sehen mehr Gefahr als Nutzen für Regenwälder

Berlin (taz) – Die Umweltorganisation „Pro Regenwald“ warnt vor Plänen, eine völkerrechtliche Konvention zum Schutz des Regenwaldes zu erarbeiten. Heute beginnen in New York entsprechende Verhandlungen. In einem Brief an Bundeskanzler Helmut Kohl fordern die Umweltschützer, daß Deutschland sich gegen diese Pläne aussprechen soll. „Pro Regenwald“ fürchtet, daß ein derartiges Vertragsprojekt „mindestens zehn wichtige Jahre im Kampf um die Wälder vergeudet“. Statt dessen sollen bestehende Instrumente besser genutzt werden.

Vom gestrigen Montag an kommt in New York das „Intergovernmental Panel on Forests“ (IPF) zu einer zehntägigen Tagung zusammen. Das Regierungsgremium soll im Nachfolgeprozeß zum Erdgipfel von Rio überlegen, wie eine nachhaltige Waldwirtschaft aussehen könnte. Der IPF ist ein „Unterausschuß der Kommission für nachhaltige Entwicklung“ die unter Vorsitz von Bauminister Klaus Töpfer in den letzten Jahren noch nicht viel Bemerkenswertes zustandegebracht hat.

Von der jetzt beginnenden New Yorker Tagung erwartet „Pro Regenwald“ eine grundlegende Weichenstellung. Zur Diskussion steht unter anderem ein Vorschlag Kanadas und Finnlands, die einen neuen völkerrechtlichen Vertrag in Angriff nehmen wollen: eine Waldkonvention.

Auf den ersten Blick scheint es eine naheliegende Idee zu sein, den für das Weltklima so wichtigen Schutz der Wälder in einer eigenen Konvention mit möglichst globaler Verbindlichkeit festzuschreiben. Das räumt auch Laszlo Maraz von „Pro Regenwald“ ohne weiteres ein. „Tatsächlich haben Finnland und Kanada jedoch ganz andere Interessen“, warnt Maraz. „Diese Länder wollen den Holzexport möglichst einfach halten und werden für möglichst niedrige Standards in einer Konvention eintreten.“ Nach Informationen der Umweltschützer sind Staaten mit eher hohen Standards wie die USA und Brasilien deshalb auch gegen das Projekt. Die Haltung der Bundesregierung zu der vorgeschlagenen Waldkonvention ist unklar. Gestern war in Bonn karnevalsbedingt keine Stellungnahme zu erhalten. In New York wird Deutschland durch das Landwirtschaftsministerium vertreten.

„Pro Regenwald“ sähe es viel lieber, wenn bestehende internationale Verträge wirklich weltweit unterzeichnet und vor allem auch eingehalten würden. Maraz erinnert an die Biodiversitäts-Konvention und das Artenschutzabkommen. Diese Abkommen zielen zwar nicht direkt auf den Schutz der Regenwälder, könnten jedoch auch in dieser Richtung große Wirkung entfalten.

Vordringlich sei, so Maraz, außerdem die Verabschiedung der Konvention über den Schutz der indigenen Völker, die bisher erst als UNO-Entuwrf vorliegt. „Wenn die Urwaldbewohner geschützt werden, dann sind damit auch mehrere hundert Millionen Hektar Regenwald gesichert.“ Die Initiative von „Pro Regenwald“ findet europaweit Unterstützung, unter anderem vom World Wide Fund for Nature und Greenpeace International. Christian Rath