UNHCR spricht mit Zaires Rebellen

■ Hutu-Flüchtlinge im Kriegsgebiet könnten nach Ruanda repatriiert werden. Generalstreik in Zaires Hauptstadt

Nairobi/Kinshasa (dpa/rtr/taz) – Vertreter des UN-Flüchtlingshilfswerkes (UNHCR) haben mit den zairischen Rebellen der „Allianz demokratischer Kräfte zur Befreiung von Kongo-Zaire“ (AFDL) Gespräche über die ruandischen Hutu-Flüchtlinge im ostzairischen Kriegsgebiet aufgenommen. UNHCR-Mitarbeiter stünden in ständigem Kontakt mit der Rebellenführung in der ostzairischen Stadt Goma, sagte die UN-Hochkommissarin für Flüchtlinge, Sadako Ogata, gestern in der kenianischen Hauptstadt Nairobi.

Die Rebellen hatten zuvor zugesichert, das Flüchtlingslager Tingi-Tingi, wo mehr als 130.000 ruandische Hutu unter Kontrolle von Hutu-Milizen leben, nicht zu stürmen und statt dessen direkt in Richtung der ostzairischen Metropole Kisangani vorzurücken. Von Kisangani, Basis des zairischen Militärs im Kampf gegen die Rebellen, stand die AFDL gestern noch etwa 200 Kilometer entfernt.

Tingi-Tingi nahe der Stadt Lubutu ist das letzte große noch von Hutu-Milizen kontrollierte Flüchtlingslager in Zaire und wird von diesen als Militärbasis benutzt. Die Bevölkerung von Tingi-Tingi wächst derzeit weiter, da die 40.000 Bewohner des 60 Kilometer entfernten Lagers Amisi inzwischen im Anmarsch sind. Die Hutu-Milizen hatten Amisi geräumt, kurz bevor die AFDL-Rebellen es am Wochenende stürmten.

Noch Ende letzter Woche hatte sich AFDL-Führer Laurent Kabila beschwert, daß UN-Behörden nicht mit ihm reden wollten, und die UNO beschuldigt, vom zairischen Diktator Mobutu unterwandert zu sein. Mit der Aufnahme von Gesprächen durch das UNHCR scheint nun eine Repatriierung der ruandischen Hutu- Flüchtlinge auf dem Landweg über das von Rebellen gehaltene Gebiet in Ostzaire möglich. Zu dem von den Rebellen abgelehnten französischen Vorschlag einer internationalen Truppe zur Rückführung der Flüchtlinge sagte Ogata, sie rechne nicht mit der Aufstellung einer solchen Streitmacht.

Zaires Hauptstadt Kinshasa war gestern von einem Generalstreik lahmgelegt, zu dem die Opposition aufgerufen hatte. Fast alle Geschäfte, Firmen und Büros waren geschlossen. Militärfahrzeuge patrouillierten durch die Straßen. In einem Vorort steckten Jugendliche Autoreifen in Brand; von Zusammenstößen wurde jedoch nichts berichtet. Die Opposition fordert den Rücktritt von Premierminister Kengo wa Dondo und die Aufnahme von Gesprächen mit den AFDL-Rebellen. D.J.