Viertes Rathaus für Le Pen

■ Im südfranzösischen Vitrolles gewinnt die rechtsradikale Front National die Bürgermeisterwahlen

Paris/Bonn (AFP) – Die großen Parteien Frankreichs haben mit Besorgnis auf den Sieg der rechtsradikalen Front National (FN) bei der Kommunalwahl in der Kleinstadt Vitrolles bei Marseille reagiert. Das konservative Regierungslager warf zudem den Sozialisten, die bisher den Bürgermeister stellten, politisches Versagen vor. Die Front National von Jean-Marie Le Pen gewann am Sonntag im entscheidenden zweiten Durchgang mit 52,5 gegenüber 47,5 Prozent die absolute Mehrheit in Vitrolles. Neue Bürgermeisterin der 40.000-Einwohner-Stadt wird Catherine Mégret. Ihr Ehemann Bruno Mégret, eigentlicher Front-National-Kandidat, durfte bei den Wahlen nicht antreten. Die Front National regiert damit in vier südfranzösischen Städten.

Marseilles Bürgermeister Jean-Claude Gaudin von der Regierungspartei UDF sagte, in der gegenwärtigen Situation seien alle politischen Gruppen gefordert, die den „republikanischen Werten“ verhaftet seien. Es gelte, den Sorgen der Wähler Rechnung zu tragen und einen dauerhaften Dialog mit der gesamten Bevölkerung zu führen. Der Repräsentativrat der jüdischen Einrichtungen in Frankreich (CRIF) rief alle demokratischen Kräfte des Landes auf, sich der Front National entgegenzustellen. Bei Zusammenstößen in Vitrolles zwischen der Polizei und Sicherheitskräften wurden drei Personen leicht verletzt, sieben Personen, darunter drei FN-Anhänger, wurden nach Angaben der Polizei vorläufig festgenommen.

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