Laster raus oder kein Wohnungsbau

■ Obervieländer wehren sich listig gegen Aufnahme der Katten-turmer Heerstraße ins LKW-Führungsnetz / Klage chancenreich

Die Ortsbeiräte aus Obervieland sind für Konsequenz. Wenn die Kattenturmer Heerstraße in das LKW-Führungsnetz aufgenommen werde, dann dürften dort wegen der Lärmbelastung auch keine neuen Wohnungen mehr gebaut werden. Mit dieser „schlauen Verknüpfung“, so ein Sprecher der Verkehrsbehörde, zogen die Stadtteilpolitiker eine weitere Karte gegen die befürchtete Steigerung des Durchgangsverkehrs aus dem Ärmel. Konkret stimmten sie gegen einen Bauantrag für mehr als 100 Wohnungen auf dem Schierholz-Gelände.

Die Anwohner geben den Kampf gegen die Kattenturmer Heerstraße als Lastwagen-Hauptmeile nicht verloren. Renate Palm, SPD-Beirätin und Vertreterin einer Bürgerinitiative, hat eine Klage gegen die Aufnahme der Kattenturmer Heerstraße ins LKW-Netz angekündigt. Die Erfolgsaussichten vor dem Verwaltungsgericht stünden gut, räumen selbst Behördenvertreter ein. „Ich würde eine Klage empfehlen“, sagt auch der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Wolfgang Jägers.

Denn die privaten Gutachter, die das Konzept für das LKW-Führungsnetz gemacht hatten, wollten die Kattenturmer Heerstraße eigentlich draußen lassen. Ihr Argument: Der Umweg für die Brummis sei über den Autobahnzubringer Arsten nur fünf Kilometer und wenige Minuten länger. Anders sah das die Baudeputation, die auf Druck der CDU-Fraktion die Kattenturmer ins LKW-Netz aufnahm. So beschloß es der Senat, nächste Woche ist die Bürgerschaft dran.

Dennoch ist nach Ansicht von Behördenvertretern nicht zu erwarten, daß mit einer erfolgreichen Klage gegen die Kattenturmer Heerstraße das gesamte LKW-Netz kippt. Zwei weitere Straßen sind unter CDU und SPD strittig: Die Martinistraße und der Straßenzug Hermann-Fortmann-, Fiedrich-Klippert- und Friedrich-Humbert-Straße, der in Bremen-Nord das geplante Einkaufszentrum auf dem Lürssen-Gelände erschließt. Die SPD will diese Straßen nicht aufnehmen. Jägers: „Wir stimmen zu, damit es überhaupt ein Netz gibt“.

Ein Jahr haben die Verkehrsplaner im Bauressort von Senator Bernt Schulte (CDU) nach dem Beschluß Zeit, die Erfahrungen mit dem angeblich in Deutschland einzigartigen LKW-Führungsnetz auszuwerten. Dann könnte es sein, daß doch noch Straßen für LKWs gesperrt würden oder wieder aus dem Netz herausgenommen würden, so Ulrich Just aus dem Bauressort. Noch ist offen, wie Spediteure und LKW-Fahrer die Vorgaben annehmen. Sie sollen eine Karte bekommen, auf der die zugelassenen Wege für den Transitverkehr oder die Fahrt zu den einzelnen Gewerbegebieten eingetragen sind. Ziel ist, den LKW-Verkehr auf weniger Hauptstraßen zu beschränken. So werden laut Just künftig nur noch 118.000 satt zur Zeit 140.000 Menschen vom Lärm der LKWs genervt. Die Spediteure hätten trotz möglicher Umwege und Zeitverluste Interesse am Netz, weil sie die Sperrung von Straßen vermeiden wollten, sagte Just. jof