Unterröcke, Bodyformer etc.
: Von der neuen Durchsichtigkeit

■ Der Unterrock ist wieder da. Einiges über die Tücken der Transparentmode. Nur wer so tut, gewinnt

Wir hätten ja gedacht, daß die bisweilen recht quälenden „Wie trägt man“-Exerzitien schon einige Jahre hinter uns liegen. Denn mit Etikette imponiert man ja schon lange niemandem mehr. Mit Sex dagegen sehr. Es sollte also ganz einfach sein.

Man kauft sich eines dieser fein geknüpften Fischnetze, die Julien Mac Donald für Karl Lagerfeld gehäkelt hat, oder eines der zart bestickten Chiffonkleidchen von Alberta Ferretti, Dries van Noten oder Veronique Leroy und zieht sie über den Kopf.

Schon hat man das große Paradoxon dieses Modesommers mit links bewältigt: sowohl angezogen wie nackt durch die hitzegeschwängerten Großstadtstraßen zu flanieren.

Naja, sagen wir, im Prinzip haben wir es geschafft. In der gemeinen, alltäglichen Praxis jedoch werden wir wohl nicht sehr weit kommen – was an sich nicht unser Fehler ist.

Bekanntlich zieht man uns ja gern für allerlei Dinge zur Verantwortung, über die wir uns bei genauerer Betrachtung jedes weiteren Gedankens einfach enthalten sollten. Aber das steht im Moment nicht zur Debatte. Die Diskussion ist tatsächlich die: Wie trägt man nur diese verdammten, hochaktuellen durchsichtigen Fetzen und kommt einigermaßen ungeschoren davon?

Der Frage sind freilich schon andere in der ihnen gebotenen Sorgfalt nachgegangen. Die Kolleginnen von der Modepresse haben sich darüber nämlich schon ihre Köpfe zerbrochen. „Sheer Hell, how to wear see-through“, titelt die britische Vogue auf ihrem Februar-Heft, und wenn sie innen mit einem Wortspiel behauptet, „who bares wins“ (frei übersetzt: Nackheit siegt), dann ist das eine glatte Lüge. Denn tatsächlich gewinnt die, die nur so tut, als ob sie „dares“.

Es läuft übrigens auf den alten Unterrock hinaus. In England heißt er Slip, bei uns der Figurformende oder Bodyformer, und er ist ein solcher. Aus – bitte schön – blickdichtem Lycra-Material liegt er hauteng und möglichst hautfarben an, und sein besonderer Clou ist neben dem eingearbeiteten BH das rutschfeste Silikonband am Innensaum.

Damit wird jedwedes Gewurschtel am Po und an den Hüften verhindert, die im Gegenteil unter dem luftigen Chiffon makellos daherschwingen. Einen hautfarbenen String, wird uns verraten, liefern die meisten Modemacher schon von vornherein zum Kleid dazu.

Wer sich seiner Figur ganz sicher ist, kann wirklich den alten Secondhand-Unterrock tragen oder die transparenten Blusen und Kleider einfach übereinander ziehen. Interessanterweise soll derart eine Mode abgemildert werden, die selbst nur eine abgemilderte Form dessen ist, was wir schon 1995 auf dem Laufsteg sahen.

Damals kam der Vorschlag allerdings nicht von einem Mode-, sondern von einem Filmemacher. Und wenn es da auch kaum eine glauben wollte, daß es sich bei Robert Altmans nacktem „Prêt à Porter“-Defilee um Mode handelte, jetzt wissen wir es besser. Brigitte Werneburg