Atommüll in Lederhosen

■ Greenpeace: Castoren nicht getestet. Zwischenlager: Ab 2011 in Bayern?

Berlin/München (taz/dpa) – Die Castor-Behälter für den anstehenden Atommülltransport ins Zwischenlager Gorleben haben keine praktischen Unfalltests durchlaufen, so das Ergebnis einer Studie des Umweltinstituts Gruppe Ökologie in Hannover im Auftrag von Greenpeace. Für die Transporte zum Zwischenlager für hochradioaktive Brennelemente Anfang März sind drei Behälter vom Typ Castor V/19 vorgesehen. Das Bonner Umweltministerium behauptet in seiner offiziellen Broschüre: „Vor der amtlichen Zulassung eines Behältertyps werden umfangreiche Tests durchgeführt.“ Diese Behauptung ist laut Greenpeace- Expertise falsch. Tests wurden demnach lediglich an verkleinerten Castor-Modellen mit völlig anderen Formen vorgenommen. Hinzu kamen Belastungssimulationen anhand von Testergebnissen anderer Castor-Typen, die zwischen 1978 und 1982 durchgeführt wurden.

Greenpeace-Atomexperte Helmut Hirsch: „Ein Auto wird heutzutage nicht zugelassen, wenn es nicht im Crashtest erprobt ist. Der radioaktive Atommüll wird jedoch auf die Reise geschickt, ohne daß der Transportbehälter getestet wurde. Ein schwerer Unfall kann daher unabsehbare Folgen haben. Die Atomtransporte nach Gorleben müßten von Frau Merkel als oberster Strahlenschützerin schon aus diesem Grund abgesagt werden.“

Ob die atomfreundlichen Lederhosenträger von der CSU ein Zwischenlager in Bayern zulassen, bleibt unklar. Umweltminister Thomas Goppel sieht frühestens im Jahr 2011 Bedarf für ein drittes Zwischenlager in Westdeutschland – nach Gorleben und Ahaus. Bei der Standortsuche werde sich „Bayern seiner Verantwortung nicht entziehen“, so Goppel gestern in München. Aus seiner Äußerung könne man aber „beim besten Willen nicht“ schließen, daß das Zwischenlager nach Bayern komme, meinte der Minister. rem