Impfen nicht erlaubt

■ Die Ausrottung der Seuche will seit Jahren nicht recht gelingen

Eine Seuche, die infizierte Tiere auf einen Schlag dahinrafft, ist die Viruskrankheit Schweinepest keineswegs; ältere Schweine überstehen sie zumeist problemlos. „Bei älteren Tieren sind einige Tage der Appetitlosigkeit häufig das einzige Symptom“, erklärt der Virologe Volker Moenig, Leiter des Europäischen Referenzzentrums für Schweinepest an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Bei jungen Schweinen kann die Todesrate bis zu 50 Prozent betragen. Auch unter Wildschweinen tritt die Schweinepest immer wieder auf – zur Zeit nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern, sondern auch etwa in der Lüneburger Heide.

Impfungen gegen die Schweinepest sind in der EU seit 1990 nicht mehr erlaubt. Denn Tiere, die nach Erkrankung oder Impfung Antikörper gebildet haben, sind bei den Handelspartnern der EU nicht mehr abzusetzen. Japan, die USA, Kanada und auch Rußland lassen nur Fleisch von Tieren ohne Antikörper ins Land.

In Nordamerika, aber auch in einigen Ländern Europas ist die Seuche seit Jahren nicht mehr aufgetreten. Da die Bildung von Antikörpern zu Recht als Indiz für einen Kontakt des Tieres mit dem Erreger gilt, werden solche Schweine von pestfreien Ländern nicht angenommen. Die Ausrottung der Seuche auch in Europa will allerdings seit Jahren nicht gelingen. Zum einen ist der Erreger hochinfektiös: Vom Wildschwein zum Hausschwein kann er schon über Dreck an den Stiefeln des Bauern übertragen werden; selbst die Wurst, die aus einem infizierten Tier gefertigt wurde, enthält die Viren noch. Zum anderen wird die Seuchenbekämpfung erschwert durch die dreiwöchige Inkubationszeit der Krankheit und dadurch, daß sie bei älteren Tieren oft unerkannt bleibt.

Professor Moenig hat sich dennoch der Ausrottung des Virus verschrieben. Das hannoversche Referenzzentrum analysiert nach Infektionen regelmäßig die Gensequenzen der Erreger. Die geringen Erfolge bei der Schweinepestbekämpfung führt auch Moenig auf die arbeitsteilige Schweineproduktion in der BRD sowie auf die zahlreichen Transporte von Ferkeln und Mastschweinen zurück. Jürgen Voges