Tupfen mit Hingabe

■ Mit impressionistischem Gemüt und Wille zur großen Geste unterwegs: Moonshake

Dave Callahan ist ein singender Individualist, der anderen nur mit seiner Musik auf die Nerven geht. Callahan begann vor ein paar Jahren den Vorsatz umzusetzen, eine wirklich eigene und und auf ihn zugeschnittene Musik zu spielen. Seitdem gibt es ein paar Platten mit ziemlich seltsamer Musik von Callhans Projekt Moonshake zu hören.

Moonshake bauen aus Jazzsprengseln, aus der ungewöhnlich aufgeschlossenen Persönlichkeit des Sängers und experimentellen Vorstößen ihre Stücke. Das Ergebnis klingt immer wieder, als hätte sich Callahan zwar die Arbeiten der Labelkollegen bei Too Pure, also zum Beispiel den verdienten Pram oder Long Fin Killie angehört, aber sich danach entschieden, weiterzugehen. Callahan geht weiter, indem er den Sound der Kollegen, der nie ganz gegen zu viel Wohlklang gefeit ist, in den Arrangements seiner eigenen Stücke aufreißt.

Dieses „Aufreißen“ gelingt ihm, indem er ein paar Ansätze der impressionistischen Maler auf das Musikmachen überträgt: die mit Hingabe übertragenen Tupfer zählen. Die (Klang-)Farben berauschen mehr als ihr Verhältnis zur Wirklichkeit und die Wiedergabe der Eindrücke ist wichtiger als der Gesamteindruck.

Den Gesamteindruck vervollständigt Callahan durch seine Performance auf Platte und auf Bühnen. In Konzerten hält der Sänger schon mal Spaddeligkeit für „Intensität“. Der Kopf von Moonshake führt sich „verrückt“ auf, wie es vergleichsweise auch die Band Gallon Drunk und in Momenten John Spencer für angemessen hält, weil ihn mit den Genannten doch das eine verbindet: der Wille zur großen Geste, die ein tiefes „Verstehen“ voraussetzt und von der früher mal Nick Cave gelebt oder sich ernährt hat. Die wundervolle Pose. Sämtliche Jungs mögen das.

Moonshake lassen offen, wohin sie wollen. Vielleicht an einen Platz, der ein Nicht-Ort (Utopie) ist, an dem Dave aus dem mit Tönen gefüllten Wunderland nicht mehr von einem Kaninchen verfolgt wird. Oder wo Dave, der Impressionist, seine bildende Kunst nicht mehr schöner als bildende Kunst finden muß.

Das heißt natürlich nicht, daß nicht doch einige von Callahans Gedanken die aufregendste Musik von vor 18 Monaten möglich gemacht haben.

Kristof Schreuf

Do, 13. Februar, 21 Uhr, kir