Rückkehr der blasierten Führerente

■ Superman, bitte melde dich: Die Filmreihe Cartoons gegen Hitler im Metropolis

Die Welt in den 30ern. Im Rahmen des von dem Präsidenten Roosevelt beschlossenen New Deal wurde das Leben für die US-Amerikaner komfortabler, während in Deutschland die Nazis an die Regierung kamen. Zehn Jahre nach Roosevelts Amtsantritt 1933 beschließen er, Churchill und Stalin auf der Konferenz von Teheran, die vollständige Kapitulation des Dritten Reiches zu erzwingen. Zu dieser Zeit arbeiten bekannte Film-Regisseure wie Frank Tashlin, Norman Mc Cabe oder Tex Avery im Auftrag der US-Regierung.

Für gute Laune sollen sie sorgen, während der Rest der Welt vorm Krieg zittert. Dem Volk was zum Schmunzeln vor die Augen werfen und bloß nicht die optimistische Stimmung der New Deal-Zeit beeinträchtigen. Und das ging am besten mit dem Cartoon. Das bewegte Comicbild als euphemistisch leichte Reduktion komplizierter politischer Verhältnisse. Weil die Roosevelt-Regierung der Bevölkerung keine allzu klaren Informationen über die Vorgänge in den Konzentrationslagern zukommen lassen will und sich, davon abgesehen, das Unfaßbare nicht zeichnen und schon gar nicht amüsant animieren ließe, liefern die Filmemacher meistens so etwas wie die folgende Zeichentrickgeschichte ab: Ein angeberhafter Wolf oder eine blasierte Führer-Ente gewinnen die Aufmerksamkeit ihrer Umgebung durch lautstarke sowie unverständliche Reden und viel Gehabe. Erst nach zahlreichen Unterdrückungsakten des Wolfes oder der Ente kommen die animierten Untertanen darauf, sich zusammenzutun und der hakenkreuztragenden Schreihälse zu entledigen. Falls das mit dem Widerstand nicht auf Anhieb klappen sollte, übernimmt Supermann den Job.

In der Reihe „Cartoons gegen Hitler“, die das Metropolis präsentiert, stellen die Strichgeschöpfe auch Szenen aus Chaplin-Filmen wie Der große Diktator oder Moderne Zeiten nach. Außerdem läuft Three Stooges gegen Hitler. Dieses Komödiantenteam kam von Vaudeville und Broadwayrevuen und lieferte rabiate und vulgäre Nonsense-Slapsticks. Und in Walsh's Sabotageauftrag Berlin wirkt neben dem damals amtierenden Roosevelt der spätere Präsident Ronald Reagan mit. In der Drei-Musketiere-Geschichte kämpft sich Reagan als Kriegsgefangener seinen Weg zurück in die Freiheit. Ebenfalls in dieser Zeit entstand Hitler – dead or alive. Drei Alcatraz-Insassen sollen einen Preis gewinnen, wenn sie Hitler entführen. Natürlich sind ihre Anstrengungen von Erfolg gekrönt. Der von einer Frau entscheidend betrogene Hitler kann überwältigt werden. Die Gangster werden als alles überragende Helden gefeiert. Die New York Times ließ sich seinerzeit in aller Milde aus: „ Leute, die Comics lesen, werden den Stil durchschauen und werden die meisten, wenn nicht die einzigen dankbaren Zuschauer des Films sein...Wunschdenken, das ist alles, was dazu zu sagen ist.“

Nichtsdestotrotz sind die im Metropolis gezeigten Filme für Interessierte aufschlußreiche Schnipsel der Filmgeschichte und fassen in all ihrer hysterischen Heiterkeit und in all ihrem geschichtsblinden Optimismus so etwas wie ein nationales Selbstverständnis der us-amerikanischen Welt der 30er und 40er zusammen. Kristof Schreuf „Hitler – dead or alive“, 25. Feb., 21.15 Uhr, 26. Feb., 21.3O Uhr/ „The three stooges“, 17. Feb, 17 Uhr/ „Sabotageauftrag Berlin“, 18. Feb., 21.3O Uhr, 19. Feb., 21.3O Uhr, 24. Feb., 17 Uhr