Kein Zutritt für Nachwuchsmanager

■ Fachhochschule für Wirtschaft schließt ihre Tore für Erstsemester. Drei Hochschulen unterstützen Sparprotest

Aus Protest gegen die Sparmaßnahmen im Hochschulbereich hat jetzt die Fachhochschule für Wirtschaft (FHW) zu einem radikalen Mittel gegriffen. FHW-Rektor Jürgen Kunze teilte mit, daß er in den Studiengängen Betriebswirtschaft und Gesundheitsökonomie zum Sommersemester keine neuen StudentInnen aufnehmen werde. Damit stehen 250 Erstsemester vorläufig ohne Studienplatz da, obwohl sie im bundesweiten Bewerbungsverfahren die Zuweisung an die FHW erhalten haben.

Rektor Jürgen Kunze erklärte, daß er die ordnungsgemäße Ausbildung der Studenten nicht mehr gewährleisten könne. „Die extrem pauschale Kürzungspolitik von Wissenschaftssenator Peter Radunski ist völlig unverständlich“, so Kunze. Der CDU-Senator will auf Basis seines unlängst veröffentlichten Hochschulrahmenvertrags die jährlichen Zuschüsse für die FHW von 14,1 Millionen Mark (1996) auf 11,6 Millionen (2001) senken. Ihr Bedarf steige im selben Zeitraum dagegen auf 16,1 Millionen Mark, bemängelt die Hochschule.

Bei einem Treffen am Dienstag hatte sich der FHW-Rektor der Unterstützung von drei weiteren Fachhochschulen des Landes gesichert. „Ich teile das Vorgehen der FHW hundertprozentig“, sagte gestern Rainer Knigge, Präsident der Fachschule für Technik und Wirtschaft (FHTW). Und auch die Chefs der Technischen Fachhochschule und der Fachhochschule für Sozialarbeit „Alice Salomon“ stehen hinter ihrem aufmüpfigen Wirtschaftskollegen.

Die drei Ausbildungsstätten haben aber noch nicht zu dem Mittel des Erstsemesterstopps gegriffen. Auch der Präsident der Humboldt- Uni, Hans Meyer, hatte Anfang der Woche damit gedroht, vom Wintersemester an keine weiteren StudentInnen aufzunehmen. Morgen treffen sich die Chefs aller Berliner Hochschulen zur Landesrektorenkonferenz, um über das weitere Vorgehen zu beraten.

Die Wirtschaftshochschule trifft Radunski an einer empfindlichen Stelle. Schließlich bildet die FHW Managernachwuchs aus – auf den späteren Bossen ruhen Hoffnungen für den wirtschaftlichen Aufschwung der Region. Die FHW sieht in ihrer Aktion „ein Signal, einen Hilferuf“, so FHW-Sprecherin Petra Schubert. Dieser wird vermutlich nicht lange Bestand haben. Denn der Wissenschaftssenator könne die Hochschule zwingen, die Erstsemester aufzunehmen, meint FHTW-Präsident Knigge. Im übrigen hätten die verhinderten StudentInnen gute Chancen, sich ihren Studienplatz vor Gericht zu erklagen, schätzt FHW-Sprecherin Schubert. Hannes Koch