Plastikabfälle sorgen für Spannungen

Südkorea beschwert sich beim Bonner Umweltministerium über Müllgeschäfte mitNordkorea. Kunststoffrecyclingfirma garantiert ordnungsgemäße Verwertung  ■ Aus Bonn Sven Hansen

Aufgeschreckt durch taiwanesische Atommüllexporte nach Nordkorea sorgt sich Südkorea jetzt auch um deutsche Plastikmüllgeschäfte mit dem Regime in Pjöngjang. Letzte Woche ist deshalb ein Vertreter der südkoreanischen Botschaft in Bonn beim Bundesumweltministerium vorstellig geworden.

Am Dienstag gab es ein Gespräch mit der Deutschen Gesellschaft für Kunststoff-Recycling (DKR) in Köln. Die DKR hat nach eigenen Angaben in den letzten zwei Jahren 95.000 Tonnen Plastikmüll mit dem Grünen Punkt nach Nordkorea exportiert. Das sind knapp zehn Prozent des von der DKR in dem Zeitraum verwerteten Plastikmülls. Nordkorea sei bis Ende 1996 der größte Empfänger von Plastikmüll außerhalb Europas gewesen, so DKR-Sprecherin Heike Hülzer. 1997 wurden die Lieferungen eingestellt.

Die südkoreanische Botschaft kritisiert den deutschen Plastikmüllexport in den Norden der koreanischen Halbinsel. „Müll sollte immer im Ursprungsland entsorgt werden“, sagte Botschaftsrat Lee Man Ki. „Das gebietet nicht nur der globale Umweltschutz. Es ist auch moralisch bedenklich, wenn ein reiches Industrieland seinen Müll an ein armes Land wie Nordkorea schickt.“ Im letzten Jahr hatte der international isolierte Norden durch Hungersnöte Schlagzeilen gemacht. „Wir können nicht sicher sein, ob Nordkorea überhaupt in der Lage ist, Plastikmüll angemessen zu verwerten. Die koreanische Halbinsel ist klein. Deshalb treffen Umweltkatastrophen im Norden auch den Süden“, so der Botschaftsrat.

Laut DKR-Sprecherin Hülzer besteht kein Grund zur Sorge. Die Anlagen in Nordkorea seien sowohl von DKR-Mitarbeitern als auch vom TÜV-Rheinland überprüft worden. Die gepreßten Plastikballen würden einschließlich der Fremdstoffe „komplett stofflich verwertet“. Eine Verbrennung finde nicht statt. „Wir können ausschließen, daß Dioxine ausgestoßen werden. Die Anlagen aus russischer Produktion haben einen geschlossenen Abluftkreislauf“, so Hülzer. Die in Nordkorea hergestellten Plastikprodukte seien „von erstaunlicher Qualität“. Sie verstehe, daß Südkorea sensibel reagiere, aber moralische Bedenken seien unangebracht, da es kein einseitiges Geschäft sei und in Nordkorea Materialnot bestehe. Der Müllexport sei bis zum Aufbau der Recyclingkapazitäten in Deutschland zeitlich begrenzt gewesen. Allerdings hätten auch Imagegründe dazu geführt, außereuropäische Müllexporte beenden zu wollen.

Die DKR-Sprecherin wollte den Namen der nordkoreanischen staatlichen Recyclingfirma nicht nennen. Nordkorea habe für die Abnahme des Mülls kein Geld erhalten, während die DKR für die Kosten der Transporte aufgekommen sei. Die in der südkoreanischen Presse genannte Summe von 800 Mark pro Tonne sei aber wesentlich zu hoch. Ein Sprecher des Bundesumweltministeriums bestätigte gegenüber der Deutschen Welle, daß die Plastikmüllexporte von den deutschen Behörden genehmigt worden seien. Interessant ist in dem Zusammenhang, daß die Bundesrepublik keine diplomatischen Beziehungen zu Nordkorea unterhält. Zur Kritik Südkoreas wollte der Sprecher des Umweltministeriums nicht Stellung nehmen.