Mehr Korruption

■ Kriminalität in Schleswig-Holstein

Die Schleswig-Holsteiner werden immer weniger kriminell, sind aber der Korruption nicht mehr so abgeneigt wie in früheren Jahren. Darauf deuten statistische Angaben, die Generalstaatsanwalt Heribert Ostendorf gestern in Kiel veröffentlichte.

Die Korruptionsfälle sind – im Vergleich mit Ballungszentren wie Hamburg oder Frankfurt – immer noch sehr selten, doch es werden mehr. Im nordischen Flächenland wurden 1994 insgesamt 34 Ermittlungsverfahren wegen Vorteilsnahme, Bestechlichkeit, Vorteilsgewährung oder Bestechung eingeleitet. 1993 waren es noch ganze zwanzig Fälle, im Jahr davor fünfzehn. Ostendorf verwies darauf, daß auch die relativ wenigen Vergehen beachtenswert seien, weil Korruption der Nährboden für organisierte Kriminalität sei.

Der Vorschlag des Generalstaatsanwalts zur Minderung der Korruptionsversuchung im öffentlichen Dienst: Trennung der Zuständigkeit für die Ausschreibung von Aufträgen und der Auftragvergabe; darüberhinaus eine Job-Rotation in den sensiblen Behördenbereichen.

Insgesamt wurden 1994 in Schleswig-Holstein 302 180 Strafverfahren eingeleitet. Das waren über 8 500 (2,7 Prozent) weniger als 1993. Der Kriminalitätshöhepunkt sei offensichtlich überschritten, formulierte Ostendorf als „vorsichtige Prognose“.

Sexual- und Raubdelikte nahmen 1994 ebenso ab wie ausländerfeindliche Straftaten (von 373 auf 210). 1994 gab es drei Brand- und Sprengstoffanschläge auf Unterkünfte von Asylbewerbern – 1993 waren es neun Anschläge. taz